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Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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12.2.2 Diskussion Studie 2: RCI-Vergleich <strong>und</strong> WCSTdyn-Typologie<br />

305<br />

Diskussion<br />

Der originäre Beitrag von Studie 2 besteht in der erstmaligen Anwendung von Reliable<br />

Change Index-Methoden (RCIs) auf Daten des WCSTdyn in der Schizophrenieforschung,<br />

dem Vergleich der Resultate <strong>und</strong> der Verfeinerung einer statistischen Typologie (WIEDL,<br />

1999) zur Differenzierung von »Leistungsstarken«, »Lernern« <strong>und</strong> »Nichtlernern«. Es<br />

konnte hierfür eine außergewöhnlich große, klinisch heterogene Stichprobe von Patienten<br />

mit Schizophrenie-Diagnosen akkumuliert werden (N = 400), wobei ein Viertel dieser<br />

Stichprobe eigens rekrutiert wurde.<br />

Auf deskriptiver Ebene leistet Studie 2 einen Beitrag zur Einschätzung der Häufigkeiten<br />

unterschiedlicher WCSTdyn-Leistungsprofile in der Population der Patienten im Versorgungssystem.<br />

Generell wird einmal mehr belegt, dass Menschen mit Schizophrenie-<br />

Diagnosen mehrheitlich nicht unter einer »Dementia of the prefrontal type« (GOLDBERG et<br />

al., 1987, S. 1008) leiden <strong>und</strong> sich durch didaktische Interventionen zumindest kurzfristig<br />

deutlich verbessern können; zugleich bestätigt sich der für den statischen WCST metaanalytisch<br />

(z. B. MESHOLAM-GATELY et al., 2009) gewonnene Bef<strong>und</strong> einer nur etwa 50prozentigen<br />

Überlappung der Verteilungen von Patienten <strong>und</strong> Kontrollpersonen: Während im<br />

Prätest noch etwa 59 % der Stichprobe auf den »dysfunktionalen« Bereich entfallen<br />

(gemessen an der Leistung nicht-klinischer Probanden), sind es nach dem Training weniger<br />

als 25 %. Je nach gewähltem Typisierungsalgorithmus, Trennwert <strong>und</strong> Score-Bereich (Roh-<br />

vs. T-Werte) bleiben 38 bis 43 % konstant leistungsstark (d. h. im »funktionalen« Wertebereich),<br />

was Studien zu einer High-functioning-Schizophrenie-Subgruppe (z. B. PALMER et<br />

al., 1997) bestätigt. 34 bis 44 % verbessern sich substanziell (d. h. statistisch <strong>und</strong> klinisch<br />

bedeutsam), <strong>und</strong> nur 9 bis 12 % verbessern sich eindeutig nicht (d. h. weder statistisch noch<br />

klinisch bedeutsam).<br />

Die Schwelle des funktionalen Bereichs ist natürlich abhängig vom gewählten Trennwert:<br />

In diesem Zusammenhang muss nachdrücklich eine Aktualisierung der WCST-<br />

Normen gefordert werden. Sowohl die Literaturrecherche bzw. der zweite Blick in die<br />

Manuale von HEATON et al. (1993) <strong>und</strong> KONGS et al. (2000) als auch das Leistungsniveau<br />

der Probanden aus Studie 1 lassen den Verdacht aufkommen, dass diese veraltet sind <strong>und</strong><br />

die Normstichprobe möglicherweise ungünstig zusammengesetzt (d. h. zu leistungsstark)<br />

ist. Der nach JACOBSON et al. (1984) aus den US-Normen resultierende Trennwert liegt<br />

jedenfalls zwei Punkte über dem von WIEDL (1999) empfohlenen <strong>und</strong> an den Daten aus den<br />

Studien 1 <strong>und</strong> 2 berechneten. Künftigen Anwendern von RCI-Methoden auf WCSTdyn-<br />

Daten wird geraten, auf die Verwendung der US-Normen zu verzichten.<br />

Bei der vergleichenden Analyse der drei wichtigsten Reliable Change Indices (klassischer<br />

RCI, Gulliksen-Lord-Novick-Index, Ultimativer RCI) wurden einige der Probleme früherer<br />

Untersuchungen vermieden, indem folgende Maßnahmen ergriffen wurden:<br />

(1.) Für alle RCIs wurden dieselben Schätzungen der benötigten Parameter verwendet.<br />

Die Schätzung des Mittelwerts der betrachteten sehr großen Schizophrenie-Stichprobe fällt<br />

dabei, betrachtet man sein enges Konfidenzintervall, recht genau aus, was günstig für die<br />

Berechnung des GLN-Index, des URCI <strong>und</strong> die Bestimmung von Trennwerten ist. Was die<br />

Reliabilität anbelangt, resultiert die in Studie 1 gef<strong>und</strong>ene moderate Stabilität der WCST-<br />

64-Scores (rtt = .70) eher in einer vorsichtigen Schätzung der Konkordanzen. Wie bei<br />

Betrachtung der Formeln einsehbar ist <strong>und</strong> die Simulationsstudie von ATKINS et al. (2005)<br />

gezeigt hat, steigen die Konkordanzen der RCIs mit der Reliabilität des Instruments.<br />

(2.) Die Ergebnisse der Prä- <strong>und</strong> Posttest-Scores des WCSTdyn sowie der jeweiligen<br />

RCI-Signifikanztests wurden mit einem einheitlichen Kategorisierungssystem verarbeitet,

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