Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

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Coping und Abwehr
In ihrer dreidimensionalen A-priori-Taxonomie schlagen FILIPP und KLAUER (1988) die
Basisdimensionen Reaktionsebene (aktional, intrapsychisch), Soziabilität (niedrig vs. hoch)
und Aufmerksamkeitsorientierung (Ereigniszentrierung vs. Ereignisdistanzierung) zur
Klassifikation von Bewältigungsakten vor. Tabelle 10 zeigt mögliche Realisierungen für
Schizophrenie. Eine reduzierte Einsicht, die als Ausdruck von emotionszentrierter Krankheitsbewältigung
verstanden werden soll, lässt sich in diesem Schema als intrapsychischdistanzierende
Strategie einstufen. Es deutet sich ferner an, dass eine echte Distanzierung
eher eine Strategie mit geringer Soziabilität sein dürfte. Auf der aktionalen Regulationsebene
könnte eine solche Distanzierung durch sozialen Rückzug realisiert werden.
Tabelle 10.
Klassifikation von Bewältigungsakten (nach Filipp & Klauer, 1988)
intra-
psychisch
aktional
Aufmerksamkeitsauslenkung
Hinwendung/ Beachtung Abwendung/ Distanzierung
Soziabilität
niedrig hoch niedrig hoch
z. B. Selbstverpflichtung
(»Von der Krankheit nicht
unterkriegen lassen!«)
z. B. Informationen
über alternative
Behandlungsformen
sammeln
z. B. sozialer Abwärts-
vergleich mit subjektiv
stärker Betroffenen
z. B. Teilnahme an
Selbsthilfegruppe
Psychiatrieerfahrener
z. B. Leugnung durch
Anzweifeln der Diagnose;
kognitive Vermeidung des
Themenkomplexes
z. B. aktiver sozialer
Rückzug, Ablenkung
durch einzelgängerischer
Freizeitaktivitäten
z. B. Relativierung durch
Umbewertung der
Gesundheit »normaler«
Bezugspersonen
z. B. Ablenkung durch
aktives Aufsuchungsverhalten
Eine ähnliche Einteilung nehmen MOOS und HOLAHAN (2003) vor, die Bewältigungs-Reaktionen
in Annäherungs- vs. Vermeidungsformen sowie in kognitive und verhaltensbezogene
Formen einteilen, jedoch auf die soziale Dimension verzichten. Eine komplexe Taxonomie,
die auch den betroffenen Motivbereich (Anschluss, Leistung, Macht) berücksichtigt und
zwölf »Kernfamilien« des Copings unterscheidet, stammt von SKINNER et al. (2003).
5.2.3.5 Prozessorientierung – »Transaktionen« als Analyseeinheit
LAZARUS’ und FOLKMANs (1984) Coping-Modell ist ein »transaktionales« Konzept: Das
Individuum und seine Umwelt stehen in dynamischen (d. h. sich ständig verändernden)
Wechselwirkungen (Transaktionen). Mediatoren dieser Beziehung sind individuelle Bewertungs-
und Coping-Prozesse. »Bewertung« und »Coping« beschreiben also nicht invariante
personale Traits oder Umwelt-Merkmale, sondern ergeben für die Autoren nur dann einen
Sinn, wenn sie jeweils aktuelle, einzigartige und unwiederholbare Person-Umwelt-
Transaktionen bezeichnen. Das Modell sucht damit über bewältigungsrelevante Persönlichkeitskonstrukte
(z. B. Hardiness: KOBASA, 1979) hinauszureichen, die in ihren Operationalisierungen
spezifische Bewältigungsobjekte, konkrete Bewältigungsepisoden und die
zeitliche Dynamik des Copings nicht berücksichtigen.