06.10.2013 Aufrufe

Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

Krankheitseinsicht, dynamisch getestete Exekutivfunktionen und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

174<br />

<strong>Krankheitseinsicht</strong><br />

»Some patients prefer not to think about their psychotic experience during<br />

recovery and adopt an attitude of ›the less said the better.‹ … Some patients<br />

manifest an interest in their psychotic experience during recovery and are<br />

willing to discuss their experience in an effort to learn more about themselves.«<br />

(MCGLASHAN et al., 1975, S. 1270)<br />

Tabelle 14.<br />

Integration- <strong>und</strong> Sealing-over-Stil nach McGlashan et al. (1975, 1977)<br />

Auswirkung der Psychose<br />

Verantwortlichkeitszuschreibung<br />

Integration Versiegelung<br />

als schwerwiegend beurteilt,<br />

negativ <strong>und</strong> positiv<br />

internal<br />

(eigene Coping-Defizite)<br />

minimiert,<br />

nur negativ<br />

external<br />

Ursachenmodell psychologisch biomedizinisch<br />

Kontinuität des Selbsterleben<br />

schließt psychotische<br />

Episode ein<br />

unterbrochen, psychotisches<br />

Erleben isoliert<br />

Suche nach sozialer Unterstützung ja nein<br />

Informationsaufnahme (Neugier) ja nein<br />

Thematisierung der Gratifikation<br />

durch psychotisches Erleben<br />

ja nein<br />

Sinnsuche <strong>und</strong> positive Umdeutung ja nein<br />

Einstellung gegenüber<br />

psychischen Erkrankungen<br />

gewandelt<br />

intolerant, ängstlich,<br />

stigmatisierend<br />

Wie diese Charakterisierung erwarten lässt, fanden TAIT, BIRCHWOOD <strong>und</strong> TROWER (2003,<br />

2004) <strong>und</strong> MODESTIN, SOULT <strong>und</strong> MALTI (2004), dass integrierend bewältigende Patienten<br />

eine signifikant größere Adhärenz <strong>und</strong> Inanspruchnahme von Hilfsangeboten zeigten als<br />

versiegelnd bewältigende Patienten. Bei MODESTIN et al. (2004) zeigten letztere darüber<br />

hinaus mehr Negativsymptomatik <strong>und</strong> lebten seltener autonom. D’ANGELO <strong>und</strong> WOLOWITZ<br />

(1986) fanden, dass versiegelnd bewältigende Tagesklinik-Patienten in Reaktion auf die<br />

konflikthaften Geschichten des standardisierten Defense Mechanism Inventory (DMI:<br />

GLESER & IHILEVICH, 1969) signifikant häufiger neutral oder positiv reagierten als integrierende<br />

Patienten (Skala Reaktionsbildung, REV), was als Hinweis auf eine primitive Abwehr<br />

durch Leugnung interpretiert wird (g = 0,70). Interessanterweise hatten bereits GLESER<br />

<strong>und</strong> IHILEVICH (1969) für 67 psychiatrische Patienten einen Zusammenhang der DMI-Skala<br />

REV mit der Skala L des MMPI (r = .55, p < .01) gef<strong>und</strong>en. Bei DRAYTON, BIRCHWOOD <strong>und</strong><br />

TROWER (1998) <strong>und</strong> TAIT et al. (2004) berichteten Sealing-over-Patienten außerdem mehr<br />

negative Bindungserfahrungen <strong>und</strong> ein entsprechendes inneres Arbeitsmodell.<br />

Diese Bef<strong>und</strong>e passen gut zur Vorhersage von HOBFOLLs (1989) Theorie der Ressourcen-<br />

Erhaltung (Conservation-of-Ressources, COR), nach der Menschen mit geringen psychischen<br />

oder materiellen Ressourcen, denen weitere Verluste (z. B. von Selbstvertrauen,<br />

Status) drohen, den häufig inadaptiven Versuch einer kurzfristigen Verlustminimierung<br />

unternehmen, weil ihnen die Mittel einer längerfristig adaptiven Bewältigung abgehen.<br />

Anders als diese Ausführungen vermuten lassen, ist der Zusammenhang des integrativen<br />

Stils mit Kriterien des Erkrankungsausgangs allerdings weniger eindeutig als

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!