Alterthumskunde. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Inventarien von Wildenbruch. 7
ist ein grüner, wollener Teppich über den Tisch. Nur ein
Ofen wird namhaft gemacht, er stand in dem Raum vor der
Hofstube, und reichte in diefe hinein, die er vielleicht von außen
heizte. Selbstverständlich darf man aber daraus nicht schließen,
daß es keine weiteren im Haufe gab. Zur Bequemlichkeit
dienten allerdings die vielfach verzeichneten Polster und Lederkissen,
doch ist dabei zu bedenken, daß gepolsterte Sessel oder
Bänke zu den Seltenheiten gehörten, und jene Kissen dazu
waren, das Sitzen auf den harten Holz- oder Steinbänken erträglicher
zu machen. „Lehnbänke" sind nur wenige verzeichnet
und das heut zu Tage übliche halbe Dutzend Stühle in jedem
Zimmer war unbekannt. Ein oder zwei Stühle oder Sessel
genügten im Gemach, da die an der ganzen Wand entlang
gehende Bank nur felten fehlte. Wie anderwärts fo vermissen
wir auch hier die vielen Gegenstände mancherlei Art, mit denen
wir gegenwärtig unsre Zimmer wohnlich machen und schmücken;
so kommen, um nur einen zu nennen, „gemalte Tafeln", d. h.
Gemälde nur zwei oder drei Mal vor. Man darf diesen
Mangel nicht dadurch erklären wollen, daß diese Gegenstände
Privateigenthum des jedesmaligen Inhabers der Eomthurei
waren und nicht mit verzeichnet wurden, denn die Inventarisirung
erstreckte sich auch auf die Kleider und Leibwäsche des Eomthurs,
und in der That wurden in seinem Gemach mancherlei Dinge
gefunden, die, fei es zum Gebrauch oder zur Zier, auch unsre
Zimmer in der Gegenwart füllen, aber sie standen und lagen
nicht offen da, sondern stacken in großen Kisten im wirren
Durcheinander mit Vorräthcn aller Art, Waffen, Geschirr zu
Ehren und Unehrcn und dgl.
Viel mehr Werth legte man dagegen auf die Wehrhaftigkeit
des Haufes und feiner Bewohner, und nach diefer
Seite hin läßt die Comthurei Wildenbruch denn auch nichts
zu wünschen übrig, vielmehr finden wir Alles, was zur Vertheidigung
eines so wichtigen Platzes wie das Ordensschloß
gehörte, in reichlicher Menge vorhanden. Einen großen Theil
seiner Festigkeit verdankte dasselbe freilich seiner Lage am See,
der von drei Seiten das Andringen feindlicher Macht ver-