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Alterthumskunde. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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Meinodiendiebstahl. 159<br />

genommen, habe er zur Zeit selbst nicht gewußt, erst als er<br />

auf <strong>der</strong> Flucht nach Greifenhagen gekommen sei, habe er den<br />

Raub näher untersucht und sei hart erschrocken, als er gesehen,<br />

daß es die Kleinodien und namentlich „F. G. Pitschir" seien.<br />

Es sei ihm auch so angst und bange deshalb gewesen, daß er<br />

während <strong>der</strong> ganzen Flucht nur wenig gegessen habe. Bis<br />

gegen 2 Uhr sei er im Finstern im Gewölbe gewesen, habe in<br />

demselben (ouin voiua) sein Wasser abgeschlagen, ^^) dann sei er<br />

„oben in die Schnecke" Wendeltreppe^ gegangen, habe sich dort<br />

bis gegen 4 Uhr aufgehalten und sei dann vom Schloßhof<br />

herunter hinter <strong>der</strong> Mauer weg nach dem Passowschen Thor<br />

gegangen. An Gelde habe er fünf braunschweigsche alte Groschen<br />

und drei Kikerlinge, sowie einen gebogenen Goldgulden<br />

genommen; den letzteren habe er Zu Cüstrin in <strong>der</strong> Apotheke<br />

gewechselt, das andre Geld aber unterwegs verzehrt. Mit den<br />

Kleinodien habe er nicht gewußt, wohin; alle Stunden sei ihm<br />

ein an<strong>der</strong>er Gedanke gekommen, bald habe er damit nach Polen,<br />

bald nach Böhmen o<strong>der</strong> Mähren entweichen wollen, ja er sei<br />

auch willens geweseu, zwei Kleinode sammt dem Petschaftring<br />

wie<strong>der</strong> zurückzuschickeu, und habe, um einen Boten zu gewinnen,<br />

von dem einen Kranz „die güldene Pockeln" abgebrochen und<br />

sie verkaufen wollen. Das Verzeichniß <strong>der</strong> bei dem Diebe gefundenen<br />

Kleinode spricht ja auch von „Perlenkrenzlein, darauß<br />

ezlich wenich Perlen gefallen." Martins Vorleben war keineswegs<br />

vorwurfsfrei; war er auch kein Dieb von Profession, so lieferten<br />

die verschiedenen Verhöre doch hinreichenden Beweis dafür, daß er<br />

bei günstiger Gelegenheit in frem<strong>der</strong> Leute Truhen und Kisten herzhaft<br />

zu greifeu verstand. Durch die überall hin verschickten Schreiben<br />

und Boten des Herzogs war <strong>der</strong> Diebstahl und <strong>der</strong> Name<br />

des Diebes in ungewöhnlich kurzer Zeit weit und breit bekannt<br />

geworden, und wem in den letzten Jahren etwas gestohlen<br />

worden war, <strong>der</strong> stellte Untersuchungen und Erkundigungen an,<br />

ob Martin wohl <strong>der</strong> Dieb sein könnte. Wenn dieser nun auch,<br />

wie wir gesehen haben, <strong>der</strong> „güldenen Fle<strong>der</strong>mauß" und andrer<br />

'^) Ein bekannter abergläubischer Gebrauch, um die Entdeckung<br />

eines Diebstahls zu verhin<strong>der</strong>n.

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