Alterthumskunde. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

148 v. Vülow,
hat inl Ramm 1 fl. gegeben; den 6. Febrnari fing ehr mit
mir zu Hoff an zu arbeiten" ?c.^)
Hier ist der Ort, sich die Frage vorzulegen, loie Martin
auf das rechte Oderufer und nach Schönfließ, seinen: ersten
Nachtquartier, gekommen sein mag. Obgleich nach seiner eigenen
späteren Aussage er nach vollbrachter That viel darüber
nachdachte, wohin er mit seiner Beute sich begeben sollte, und
Polen, Böhmen und Mähren, also lanter südlich gelegene
Länder in Betracht zog, so versänmte er im Augenblicke der
Flncht doch den einfachsten dahin führenden Weg einzuschlagen
und innerhalb der Stadt die Oder zu passireu. Durch die
Lastadie wäre er leicht gekommen und schon jenseit Damm, wo
die Straßen sich spalten, verhältnißmäßig sicher gewesen. Statt
dessen ging er vom Schloßhose aus „hinter der Maner weg,"
also durch die heutige Große Ritterstraße und längs der
heutigen beiden Paradeplätze nach dem Passowschen Thor ")
und wnrde in der Gegend der Üübschen Mühle, etwa ^/8 Meilen
von Stettin, gesehen. Wahrscheinlich nöthigte ihn dort die Unpassirbarkeit
des Baches zur Umkehr und nun galt es, schnell
uud unbemerkt die südliche Richtung zu gewinnen. Der kürzeste
Weg, wieder nach Stettin znrück, über die Langebrücke
nach der Lastadie und von dort nach Damm war jetzt, wo die
Stadt alarmirt war, so gefährlich, daß Martin auf demselben
der strafenden Gerechtigkeit direet in die Arme gelanfen wäre.
Ein zweiter Weg bot sich ihm nach einem der von Nemitz
wenig entfernten uuterhalb Stettin die Oder entlang liegenden
^) Trotz der etwas verderbten Namensform ist hier keine andere
Persönlichkeit zu verstehen; ans Martins später zn erwähnendem Verhör
geht hervor, daß er jnr Alexander v. Ramin gearbeitet hatte, der Lohn
ihm aber von demselben vorenthalten worden war. Der übrige Theil
des Heftes enthält anßer vielen leeren Blättern Notizen über gelieferte
Schneiderarbeit nnd verschiedene Recepte.
ll) So Martins eigene Aussage, die anderen Berichte sprechen vom
Mühlenthor, dessen Stelle jetzt das Standbild Friedrichs des Großen
bezeichnet. Das Passowsche Thor lag etwa da, wo jetzt der Rosengarten,
die grüne Schanze nnd die Lindenstraße zusammenstoßen. Von
beiden Thoren aus kann man nach Nemitz gelangen.