Alterthumskunde. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

250 Actenstücke zur Reise
nirgendwo will sich ans Candien ein solcher Hafenort finden
lassen, doch hat die Feststellung eines also benannten Hafens
anch für die Küstenländer am Canal von Cerigo ihre Schwierigkeit,
nnd wir können von hier ans die Zuverlässigkeit der
Dalmerschen Angaben nicht anzweifeln.
Aber, wie viel oder wie wenig sich anch ans der Sache
selber heraus für die pommersche Behauptung in Betreff der
Lage der Wahlstatt mag anführen lassen, vor den ihr widersprechenden
Aussagen der Venezianer kann sie unbedingt nicht
bestehen. Der Cavlau des Podestas von Monembasia hat von
la V^tiea ans die im Kampf mit den Türken lodernde Galere
„im Canal von Cerigo" erblickt, der Ritter Garzoni, der mit
auf dem Schiff war, erzählt, daß fich der Unfall „zwifchen
Cerigo und Cap Malio" ereignet habe, nnd ebenfo lantet die
Aussage des Capitäus Zorzi, und damit stimmeil alle anderen
amtlichen Meldungen nnd sonstigen Nachrichten, — mit einem
Wort: es steht für nns als nnwiderleglich dargethan, als völlig
erwiefeu fest, daß der Zusammenstoß im Canal von Cerigo,
also auf der Strecke zwifchen Cap Spathi und Cap Malio,
stattgefunden: hat.
Gehen wir mit diefem festen Ergebniß als Maßstab der
Wahrheit an die ftommersche Darstellung znrück, um was au
ihr uoch zu retten ist, in unserm Dienst zu verwcuden, so stellt
sich zuvörderst heraus, daß die beiden Kanzowschen Texte in
Bezng auf die Lage des Kampfortes sich ini Grnude mehr unzutreffend
uud ungcnan, loie irrthümlich ausdrücken, der sogenannte
Dalmersche Text aber Thatfachen behauptet, deren
Unrichtigkeiten sich nnr durch einen gründlichen Verderb der
ursprünglichen Handschrift von Seiten eines ebenso leichtfertigen
wie nngeschicktcn Bearbeiters erklären lassen nnd die in dem
zunächst vorliegenden Falle dahin zn berichtigen sind, daß an
die Stelle „der Insel Candien", an deren Anfang der kleine
Hafen mit Namen Cafa di S. Angelo gelegen gewesen sein soll,
einfach „Morca" oder „Peloponnes" gesetzt werde. Dort, am
Vorgebirge M^lio oder Malea, ist der Schlupfhafeu der türkischen
Piraten zu suchen, in den die Galere am Abend oder