Alterthumskunde. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Das Hundekorn. 427
Eine andere Ableituug hat sich mir aufgedrängt, welche
ich für die wahrscheinlichste halte.
Hnnt, Hund, Hunne, Hnn, Honne (denn alle diese
Formen kommen vor; altdeutsch: hunno) ist nach der deutschen
(insbesondere fränkischen) Gauverfassuug des Mittelalters der
Name des Vorstehers der Hundschaft (Hundertschaft). In
lateinischen Urkunden wird er O6ntoua.i'in8, vio^i'iu8, auch Wohl
^uäox geuannt. In der nachsrä'nkischcn Zeit erscheint der
Hnnne als grundherrlicher Vogt. In noch späterer Zeit sinkt
das Amt noch tiefer nnd wird mit dem des Schultheißen und
villico identifieirt; ^) znletzt wird sogar nur noch der Gemeindediencr
eines Dorfes mit dem Worte Hunne bezeichnet,
nnd in dieser Vcdeutuug soll das letztere noch jetzt in einigen
Gegenden am Niederrhein nnd in Westphalcn im Gebrauche
sein.
Der Centenar oder Hnnne hat nach der fränkischen Verfassnng
die Verpflichtung, für Beitreibung der für den König
zu entrichtenden Steuern zu forgen. Als grundherrlicher Beamter
(Vogt) mnß er die gruudherrlichen Zinsen uud andere Einkünfte
erheben, darunter auch die für gewährte Schirmvogtei und
für die Rechtspflege zu entrichtenden Abgaben. Für diefe an
den Hunnen zn entrichtenden Steuern, welche von Anfang an
auch zum Zwecke feiner eigenen Susteutation gedient haben
mögen, wurden in Deutschland die Namen: lionnoliLiioi',
Iiuntlioii^i') wahrscheinlich — wenngleich ich deutsche Urkunden
dafür augenblicklich nicht nachweisen kann — auch
''") Es wurde hier nicht am Orte sein, auf die rcchtshistorischeu
Details uud Streitfragen einzugehen, welche das Amt des Ceuteuars
uud die verfchiedeueu Bezeichnungen des Trägers dicfes Amtes betreffen.
Es mag die Bemerkung genügen, daß der Centenar früher allgemein
mit dein vio«(;