Alterthumskunde. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Herzogs Bogislav X. in den Orient,
in den venctianischen Quellen allerdings keine Nedc ist, in der
That, nnd zwar dort ans den: großen Canal, als eine Variation
venetianischer sogenannter Regatta aufgeführt worden ist. Was
die pommerschc Ueberlieferung darüber berichtet, sieht schon an
sich sehr wenig nach bloßer Erfindung ans und entspricht
andererseits so sehr den Festen und Spielen, welche die oben
erwähnte Compagnia della Calza zu ihrer eigenen Unterhaltung
uud zu Ehren fürstlicher Gäste uud zum Ruhme Venedigs uud
seines ans der letzten Höhe aller damaligen gesellschaftlichen
Entwickelung thronenden Adels zu veranstalten pflegte. Auffallender
Weise sagt Kanzows Berichterstatter kein Wort davon,
daß die Bühne, aus welcher das Schaustück gespielt wurde,
uicht der Saal des Palazzo, soudern das Wasser davor, der
Canal grande, gewesen sei. Aus Vergessenheit kann das schwerlich
geschehen sem, der Umstand war zu sehr eine Hauptsache,
und wir dürfen vielleicht darans schließen, daß derjenige, welcher
die Kanzowsche Darstellung abgefaßt hat, selber kein Angen-
,^'uge, sondern nnr ein oberflächlicher fpätcr Nacherzähler gewesen
sei. Um so leichter würde sich die unglückliche Hartnäckigkeit
erklären, mit welcher derselbe immer wieder auf die uuglaubliche
Mißhaudluug zurückkommt, die der Herzog dem Capitäu
Zorzi foll haben angedeihen laffen. Hier muthet er uus sogar
zu, wir sollen glauben, der Adel Venedigs habe selber seine
Frende daran gefunden, die Unehrenhaftigkeit eines der Seinigen
und defsen Züchtigung dnrch einen Fremden zur öffentlichen
Schau zu briugen. Das verdächtige Behageu an dieser Erfinduug
wirft eiu bedenkliches Seitenlicht auf Kanzows Urtheil
über den Werth feiner Zeugen.
Was von etwaigen Zweifeln an der völligen Oruudlosigteit
der Kanzowschen Fabel noch irgendwo übrig sein könnte,
dürften die nachfolgenden Angaben über den Lebensgang Alvise
^orzis und deffen Persönlichkeit zu beseitigen im Stande sein.