Alterthumskunde. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Herzogs Vojislav X. in den Orient. 173
wahrscheinlich oft hinderlichen Nebenarbeiter los. In seinen
Tagebücher findet sich nicht die mindeste Unterbrechung, und
zum lleberflusse bemerkt er im Jahre 1523 darin ausdrücklich,
fast zuversichtlichen Tones, daß er in der ihu beschäftigenden
Sache „von sämmtlichen Actenheften der Staatskanzlei Einficht
genommen habe"^). Die Ausnahme die, vermuthlich, mit
Sanudo gemacht wurde, ist erklärlich: bereits standen, von des
Mannes fauberer Hand geschrieben, emige 20 Foliobände
treuester Tagesgeschichte, das damals bequemste und umfassendste
Urkundenbuch und Nachschlagewerk für die gefammte Geschichte
der Zeit und besonders der Regierungsgeschichte Venedigs, den
hohen Behörden zu Diensten, Marino Sanudo war thatsächlich
schou wozu ihn erst acht Jahre später, im Jahre 1531,
die förmliche Ernennung durch die Zehnmänner machte, der
amtliche Geschichtschreiber der Republik. Wie die Verhandlungen
mit dem Cardinal Nembo erweisen, waren die kostbaren
Folianten noch immer Sanudo's Privateigenthum, aber
doch läßt sich erkennen, wie sie in Wahrheit bereits als ein
öffentlicher Besitz, als ein Theil des Archives angesehen und
behandelt wurden. Wirkliches Staatseigenthum wurden dieselben
erst mit dem Tode ihres Verfassers, der sie letztwillig
seiner durchlauchtigsten Herrschaft, seiner i11n8tri88iuia< 8iznoi-i^,
vermachte.
Es mag dahin gestellt bleiben, ob Sanudo zu den
Männern von hervorragender Geistesbegabung zu zählen sei,
aber er kannte das Mittel, das auch andre befähigt, dem Gemeinwesen
große Dienste zu leisten: er trat an die Stelle, zu
der er geboren war, und war da seinem Berufe treu bis Zu
Ende. In dieser Weise hat der unermüdliche Mann, dem
auch wir zu besonderem Danke verbnnden sind, ganze sieben-
l) Ebenda S. 17: p(n- uvoi- vi«ti i Udii
Es macht dabei leinen erheblichen Unterschied, ob damals ob nichl, die
Monate liefen, in denen Sanudo ein Savio oder Senator war.