Alterthumskunde. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Herzogs Bogislav X. in den Orient. 269
Aus dem Gesagten ergiebt sich, welche Vortheile, welche
Nachtheile mit der Galerengestalt verbunden sein mußten. Die
Galere dedurfte ini Nothsall des Windes nicht um vorwärts
zu kommen, sie tonnte selbst gegen den Wind angehen, wenn
es sein mußte, nnd tonnte, ans ihre Nnder und ihren geringen
Tiefgang vertrauend, sich in klippenreiche Gewässer und in die
nächste Nähe der Küsten wagen. Andererseits vermochte aber
anch die größte Galere, mit ihren niedrigen Borden und ihrem
ungedeckten Nanm in der Mitte nicht schwerem Seegange hinreichend
Trotz zu bieten,^) sie hatte demnach so lange es
anging das offene hohe Meer zu meiden uud sich den Häfen
möglichst nahe zu haltcu. Noch ein anderer Umstand nöthigte
sie, die Nähe der Küsten zu suchen; bei der geringen Höhe
ihres Rnmpfes konnte der Innenraum uur beschränkt sein und
sie hatte demnach bei der großen Befatznng, die das Ruderwerk
uöthig machte, ihre Vorräthe oft zu erneuen. Dem allen
zum Trotze hat sich die italienische Galere Jahrhunderte hindurch
zn regelmäßigen Fahrten ans dem buchtenreichen mittelländischen
ins Weltmeer, wenn auch nur das europäische Gestade
cutlang, gewagt. Offenbar waren die Nachtheile der
Bauart um so eingreifender, je größer das Schiff war; und
so erklärt sich vermuthlich der Umstand, daß die einmastige
leichte Galere, die ^lia, Lottilo, auch sür den Kriegsgebrauch,
so lange Galcren überhaupt dazu dienten, das bevorzugte Schiff
blieb, und beispielsweise in der Schlacht von Lepanto,^") am
9. Oetober 1571, fast die ganze Schlachtordnung beiderseits
ans solchen Einmastern bestand, wenn anch Schiffe größerer
Art, jedoch immer Galeren, al^ Bahnbrecher oder schwimmende
Batterieen die Entscheidung herbeiführten.
Für Zwecke des Handelverkehrcs dagegen konnten diese
^') Vgl. die Klagen der im Herbste vor Ga^ta liegenden venclianischcn
Capitane bei Sanndo, Tiar. Seite 299: „Die See schlägt
nns bis znr halben ^casthöhe über das Schiff."
-"') Abbildung z. B. bei Gio. Franc. Camotio, I8o!e
Venedig I5)7l. Kl. O.ncrfolio.