Alterthumskunde. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

144 o. Aülow,
Aus des Meisters Geschrer kamen zunächst der Wächter Martin
uud eiu wohl a.lch ini Schlosse arbeitender Tischler Ulrich herbei,
und die alsbald angestellte Loealinspeetion ergab, daß der
Dieb seinen Eingang nicht dnrch die Thür, sondern durch den
von außen zugänglichen Ofen genommen habe. Die Ofenthür
war geöffnet, die Kacheln nach dem Gemach zu losgemacht
und von einander gebrochen. Innerhalb des gewölbten Gemaches
fand man an einem Kasten die eisernen Bänder gewaltsam
gelöst, den Kasten selbst dnrchwühlt, Schmucksachen-
Briefe 2c. lagen auf dein Fenstersims und am Boden zerstreut
umher, auch Blutspurcn und andere Uneinigkeiten wurden
gesehen.
Der erste Verdacht fiel auf den Entdecker selbst, den genannten
Maler, der täglich mit seinen Leuten im Schlosse ansuud
eingegangen war. Sie wurden sofort verhaftet, aber
schon am 27. desselben Monats wieder entlassen, da Schreiber
eine hinreichende Anzahl Bürgen zu stellen vermochte ^).
Auch seine Gesellen Hans Lange von Dresden und Blasins
Schulte vou Riga uud die Jungen wurden nicht weiter behelligt,
nachdem sie versprochen hatten, bei ihrem bisherigen
Meister nnd an der ihnen aufgetragenen Arbeit ^) auf dem
Schlosse weiter zu arbeiten und ohne des Herzogs Vorwissen
sich nicht zu entfernen. Einer der Gesellen Schreibers aber,
David Martin oder Müller aus Glatz wurde vermißt
und war auch in seiner Wohnung ^) nicht zu finden. Auf
2) Es bürgten Peter Mandelkow der ältere und jüngere, Wilhelm
Schwade, Gorges Ruffman, Marcus Ruffmau, Balzer Nieman, Brofius
Maudelkow, Valtin Dreiliugk, Lorenz Zabel, Michel Funke, Paul
Meiher, Snuou Noderbeke, Lorenz Brüggemau, lauter stettiuer Bürger.
4) Es war dies eiue Dettenmalerei aus vier- und sechseckigen
Feldern bestehend, jedes Feld mit einer von dunklem Gruude dell sich
abhebenden Verzieruug im Renaissancestil ausgefüllt. Die Zeichnung
befindet sich bei den Acten.
5) Bei Peter Severius Wittwe im Nieu Deep. Das neue Tief
war bekanntlich dasjenige Straßeneude, welches heut deu untersten
Theil der Mittwochstraße bildet, vou der Kleiueu Oderstraßeuecke bis
zum Mehlthor am Bollwerk