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Kinder-Migrationsreport

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Die generelle Kritik an den Herkunftsfamilien von <strong>Kinder</strong>n mit Migrationshintergrund,<br />

dass diese im Elternhaus nicht ausreichend in der deutschen<br />

Sprache kommunizieren, erscheint angesichts der vorliegenden Daten für<br />

die Gesamtgruppe der <strong>Kinder</strong> mit Migrationshintergrund überzogen. Der<br />

Gebrauch der deutschen Sprache in der Familie fällt vor allem bei <strong>Kinder</strong>n<br />

in niedrigeren Sozialschichten, bei <strong>Kinder</strong>n der 1. Migrantengeneration und<br />

<strong>Kinder</strong>n türkischer Herkunft niedriger als bei den jeweiligen schicht-, generationen-<br />

und herkunftslandbezogenen Vergleichsgruppen aus. Dabei kommunizieren<br />

die <strong>Kinder</strong> mit den Geschwistern zu einem höheren Anteil als<br />

mit den Eltern in deutscher Sprache und gebrauchen häufiger zwei Sprachen.<br />

Auch wenn deutschsprachige Kompetenzen für den Schulerfolg eine<br />

wichtige Rolle spielen, sollten Potenziale eines bilingualen Aufwachsens<br />

nicht vernachlässigt werden. Aus der Zweisprachigkeit resultiert aus der Sicht<br />

ressourcenorientierter Ansätze nicht nur die Kompetenz, sich in zwei Sprachen<br />

zu verständigen und sich mit unterschiedlichen Sprachgruppen zu<br />

identifizieren, sondern es zeigen sich – bei guter Beherrschung beider Sprachen<br />

– darüber hinaus positive Auswirkungen auf kognitive Potentiale, die<br />

den Bereich der „allgemeinen Intelligenz“ sowie der „metalinguistischen<br />

Fähigkeiten“ betreffen (Uslucan 2005, S. 233; vgl. auch Hammes Di-Bernardo<br />

2011).<br />

17. 9- bis 12-Jährige mit und ohne Migrationshintergrund fühlen sich mehrheitlich<br />

wohl in ihren Familien. In der Wahrnehmung ihrer Familienbeziehungen<br />

überwiegen vor allem die Gemeinsamkeiten. Konflikte scheinen<br />

– unter einer Generationenperspektive – seltener in Familien aufzutreten,<br />

deren Migrationsprozess kürzer zurückliegt.<br />

Während sich das familiale Wohlbefinden von <strong>Kinder</strong>n unabhängig zeigt<br />

vom Migrationshintergrund, verweisen empirische Daten auf einen Zusammenhang<br />

des familialen Wohlbefindens mit dem Alter der <strong>Kinder</strong>, der Lebensform,<br />

in der sie leben, ihrer Armutsbetroffenheit sowie der Betroffenheit<br />

von Arbeitslosigkeit der Eltern. Da <strong>Kinder</strong> bei Alleinerziehenden ein<br />

etwas niedrigeres Wohlbefinden aufweisen als Jungen und Mädchen, die bei<br />

Paaren leben, kann angenommen werden, dass das häufigere Aufwachsen<br />

von <strong>Kinder</strong>n mit Migrationshintergrund in Paarkonstellationen eine günstige<br />

Voraussetzung für ihr familiales Wohlbefinden darstellt. Ein negativer<br />

Einfluss könnte allerdings von der anteilig häufigeren Armutsbetroffenheit<br />

bzw. eines höheren Armutsrisikos der <strong>Kinder</strong> mit Zuwanderungsgeschichte<br />

ausgehen, sowie davon, dass sie häufiger in Familienkontexten leben, die<br />

durch die Nicht-Erwerbstätigkeit der Eltern gekennzeichnet sind.<br />

Reibereien und Konflikte spielen in Familien mit Migrationshintergrund<br />

nach Angaben der <strong>Kinder</strong> keine große Rolle. Unter einer Generationenperspektive<br />

steht die Häufigkeit von Familienkonflikten tendenziell in Zusammenhang<br />

mit der zeitlichen Nähe zum Migrationsprozess der Familie: Je<br />

höher die Anzahl der in Deutschland lebenden Familiengenerationen ist, je<br />

länger also der Migrationsprozess zurückliegt, desto häufiger sind auch<br />

Konflikte. Damit kann dem Migrationsprozess eine konflikthemmende Wirkung<br />

zugeschrieben werden (vgl. Nauck 2006). Die lange Zeit fokussierte<br />

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