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Kinder-Migrationsreport

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(vgl. Abbildung A-4.3). Darüber hinaus erklären sie geringere<br />

Chancen ihrer <strong>Kinder</strong> gegenüber deutschen Schülerinnen und Schülern<br />

deutlich häufiger als alle befragten Eltern mit Benachteiligungen ihrer <strong>Kinder</strong>,<br />

insbesondere weil sie von Vorurteilen der Lehrer, zu wenig Förderung<br />

durch die Lehrkräfte und von einer schlechteren Beurteilung ihrer <strong>Kinder</strong><br />

bei gleicher Leistung ausgehen (vgl. Abbildung A-4.4). Bei den Eltern ohne<br />

Migrationshintergrund ist die große Bedeutung, die das Thema Schule in<br />

den Familien mit türkischem Migrationshintergrund hat, scheinbar noch<br />

nicht angekommen. Denn fast die Hälfte von ihnen geht davon aus, dass in<br />

Zuwandererfamilien das Thema Schule nicht so wichtig genommen werde.<br />

seien 143<br />

Einflussfaktoren für hohe Bildungsaspirationen von Eltern mit Migrationshintergrund<br />

Die hohen Bildungsaspirationen von Eltern mit Migrationshintergrund haben<br />

international das Interesse der Forschung geweckt. Insbesondere im<br />

angelsächsischen Raum wurden unterschiedliche Erklärungsansätze entwickelt,<br />

die erklären sollen, warum „Migranten im Vergleich zu Einheimischen<br />

und in Relation zu ihrer Schulleistung häufig überdurchschnittlich<br />

hohe Bildungsaspirationen“ haben (Becker 2010b, Vorspann: Zusammenfassung).<br />

In Anlehnung an einen Überblick von Birgit Becker werden im<br />

Folgenden unterschiedliche – für den deutschsprachigen Raum erst teilweise<br />

überprüfte – Erklärungsansätze und Theorien dargestellt, mit denen bisher<br />

versucht wurde, diese Frage zu beantworten (vgl. ebd., S. 7ff.).<br />

• Immigrant Optimism<br />

Besonders optimistisch sind nach Ogbu (1987) vor allem jene Migranten<br />

und Migrantinnen, die freiwillig in das Aufnahmeland gewandert sind,<br />

um ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Sie betrachten aktuelle Schwierigkeiten<br />

als temporär und sehen „eine hohe Bildung als wichtigsten<br />

Weg an, um diese Aufwärtsmobilität zu verwirklichen“ (Becker 2010b,<br />

S. 7). Bezüglich der Bildungskarrieren ihrer <strong>Kinder</strong> sind sie optimistisch,<br />

„da sie das Schulsystem im Aufnahmeland oftmals als fortschrittlicher<br />

und durchlässiger empfinden als das ihres Heimatlandes“ (ebd.). Von<br />

dieser Gruppe unterschieden werden „unfreiwillige Minoritäten, die<br />

schon seit Generationen im Aufnahmeland leben“ (ebd.) und bezüglich<br />

der Aufstiegsmöglichkeiten eine desillusionierte Haltung entwickelt haben.<br />

• Informationsdefizite<br />

Mögliche Informationsdefizite können sich im Wesentlichen auf zwei<br />

Bereiche beziehen: auf (Nicht-)Wissen über das bundesdeutsche Bildungssystem<br />

sowie auf die richtige Einschätzung der schulischen Leistungen<br />

des Kindes. Die Informiertheit über das deutsche Bildungssystem<br />

inklusive des taktischen Wissens über Optionen, Hürden und Interventionsmöglichkeiten<br />

wird als Teil des kulturellen Kapitals der Eltern<br />

aufgefasst. Informationsdefizite können z.B. dazu führen, dass Bildungsgänge<br />

angestrebt werden, für die die notwendigen formalen Vo-<br />

143 Die Frage lautete: „Haben Sie das Gefühl, dass Schüler aus Zuwandererfamilien alles in<br />

allem die gleichen Chancen haben wie deutsche Schüler, oder haben Sie nicht diesen Eindruck?“<br />

198

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