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Kinder-Migrationsreport

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Gresch u.a. 2012, S. 63).<br />

Einflüsse auf die Entscheidung zum Übertritt von der Grundschule in den Sekundarbereich<br />

I<br />

Die unterschiedlichen rechtlichen Regelungen zum Übertritt von der<br />

Grundschule in den Sekundarbereich I haben nicht nur einen direkten, intendierten<br />

Einfluss auf das tatsächliche Übertrittsverhalten. Eine Übergangsstudie<br />

des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zeigt, „dass Eltern<br />

mit hohem sozioökonomischen Status, deren <strong>Kinder</strong> keine Gymnasialempfehlung<br />

erhalten haben, ihr Kind häufiger auf das Gymnasium schicken als<br />

Eltern aus weniger privilegierten Schichten“ (Gresch u.a. 2010, S. 220). 132<br />

Beim Übertritt von der Grundschule in den Sekundarbereich I manifestiert<br />

sich also ein doppelter Schichteffekt: Nicht nur, dass <strong>Kinder</strong> aus der Unterschicht<br />

seltener die Noten erreichen, die ihnen eine Übertrittsempfehlung<br />

garantieren, ihre Eltern halten sich im Gegensatz zu Eltern aus der Ober-<br />

schicht auch strenger an diese Empfehlungen.<br />

Im Rahmen von Schulleistungsstudien wurde untersucht, ob und inwieweit<br />

sich dieses Entscheidungsmuster auch bei Eltern mit Migrationshinter-<br />

grund findet.<br />

In der oben dargestellten TIMSS-Übergangsstudie wurden die Unterschiede<br />

zwischen Schülerinnen und Schülern ohne Migrationshintergrund, mit türkischem<br />

Migrationshintergrund und von <strong>Kinder</strong>n aus (Spät-)Aussiedlerfamilien<br />

im Hinblick auf ihren sozioökonomischen Status, auf standardisierte<br />

Testleistungen sowie die Schulnoten in Deutsch, Mathematik und Sachkunde<br />

analysiert. Unterschiede in den Übergangsquoten zum Gymnasium sind<br />

vor allem auf den sozioökonomischen Hintergrund der Schüler/innen zurückführen<br />

(vgl. ebd., S. 192). Die Übertrittswahrscheinlichkeit ist bei einem<br />

gleich hohen sozioökonomischen Status der Eltern mit Migrationshintergrund<br />

fast so hoch wie bei den <strong>Kinder</strong>n ohne Migrationshintergrund. Zeigen<br />

<strong>Kinder</strong> mit und ohne Migrationshintergrund gleich gute Schul- und<br />

Testleistungen und einen vergleichbar hohen sozioökonomischen Status, so<br />

ist der Übertritt ins Gymnasium bei <strong>Kinder</strong>n mit Migrationshintergrund wahrscheinlicher<br />

als bei jenen ohne Migrationshintergrund. Die Chance von<br />

<strong>Kinder</strong>n mit türkischem Migrationshintergrund, auf ein Gymnasium zu<br />

wechseln, ist unter Berücksichtigung der genannten Faktoren etwa vier Mal<br />

so hoch wie die Chance von <strong>Kinder</strong>n ohne Migrationshintergrund. Dieses<br />

Ergebnis lässt sich ebenfalls – wenn auch weniger hoch signifikant – für<br />

<strong>Kinder</strong> aus (Spät-)Aussiedlerfamilien (knapp zwei Mal so hohe Chance)<br />

nachweisen.<br />

„Dennoch liegen die Übergangsquoten innerhalb der jeweiligen Migrationsgruppen<br />

deutlich niedriger als bei Schülerinnen und Schülern ohne Migrationshintergrund,<br />

da soziale Herkunft wie auch Leistung mit dem Migrationshintergrund<br />

konfundiert sind“ (Gresch/Becker 2010, S. 195). Hieraus<br />

wird durch Gresch und Becker geschlossen, dass das Problem der niedrigen<br />

Bildungsbeteiligung am Gymnasium nicht im Übergangsprozess selbst zu<br />

132 Besonders stark war dieser Effekt in jenen Bundesländern, in denen die Schulformempfehlungen<br />

der Lehrer nicht verbindlich waren.<br />

193

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