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Kinder-Migrationsreport

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5 <strong>Kinder</strong>leben außerhalb von Familie und<br />

Schule (Melihan Cinar, Kirsten Bruhns)<br />

Bereits im vorschulischen Alter sind die meisten <strong>Kinder</strong> durch den Besuch<br />

von <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen (vgl. Kapitel 3) und andere institutionelle<br />

Angebote (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012, S. 162f.) in<br />

außerfamiliale Lebenswelten eingebunden. Mit dem Schuleintritt erweitern<br />

sich sowohl die sozialen Verkehrskreise als auch, u.a. aufgrund der veränderten<br />

zeitlichen Alltagsstrukturierung, die Tätigkeits- und Aktivitätsspektren<br />

von <strong>Kinder</strong>n (vgl. Reinders u.a. 2010; Zerle 2007). Gemeinsame familiäre<br />

Unternehmungen werden im Altersverlauf seltener (vgl. Kapitel 2; Autorengruppe<br />

Bildungsberichterstattung 2012, Kapitel H 1.2), teilweise zugunsten<br />

neuer institutioneller Einbindungen, z.B. im Rahmen einer Hortbetreuung,<br />

des Ganztagsschulbesuchs (vgl. Abschnitt 4.3.6 dieses Berichts)<br />

oder außerschulischer institutioneller Angebote – auch aufgrund elterlicher<br />

Wünsche, die schulfreie Zeit ihrer <strong>Kinder</strong> durch Betreuungs-, Bildungs- und<br />

Erziehungsmöglichkeiten zu strukturieren und entwicklungsförderlich zu<br />

gestalten. Einer solchen „zeitliche(n) Durchstrukturierung des kindlichen<br />

Alltagslebens“ (Grunert/Krüger 2006, S. 142) begegnen <strong>Kinder</strong> mit zunehmendem<br />

Alter mit dem Anspruch auf eine eigenständige Gestaltung<br />

ihrer Lebenswelt außerhalb von Schule und Familie. Institutionelle Angebote,<br />

familiäre Bindungen und Unternehmungen verlieren zwar nicht an Bedeutung,<br />

die Auswahl bzw. die Inhalte und den zeitlichen Umfang ihrer<br />

Freizeitbeschäftigungen bestimmen <strong>Kinder</strong> zunehmend jedoch selbst. Sie<br />

gewinnen dadurch Spielräume für selbstbestimmte Aktivitäten im Rahmen<br />

vorhandener Gelegenheitsstrukturen und Nutzungsmöglichkeiten.<br />

Mit der Aufnahme neuer Kontakte und Freundschaften im schulischen<br />

Umfeld und dem wachsenden Interesse von <strong>Kinder</strong>n, ihre Freizeit gemeinsam<br />

mit Gleichaltrigen zu gestalten, verändern sich die Personenkreise, in<br />

denen sich <strong>Kinder</strong> bewegen (vgl. Dees 2008, S. 20; Reinders/Mangold 2005,<br />

S. 148; Reinders 2004). Unter einer sozialisatorischen Perspektive gehen<br />

Peer-Beziehungen mit Individuationsprozessen einher und bilden eine<br />

wichtige Grundlage für die Entwicklung sozialer und personaler Identität<br />

(vgl. Cinar 2009; Youniss/Smollar 1985). Eine besondere Bedeutung wird<br />

herkunftslandheterogenen bzw. interethnischen Freundes- und Kontaktkreisen<br />

zugesprochen. Sie eröffnen für <strong>Kinder</strong> mit und ohne Migrationshintergrund<br />

die Möglichkeit, interkulturelle Kompetenzen zu erwerben und<br />

eine offene Haltung gegenüber Personen anderer Herkunftsländer und -kulturen<br />

zu entwickeln sowie Vorurteile abzubauen (zur Forschungslage vgl.<br />

Worresch 2011, S. 18ff.). Derartige Fähigkeiten und Haltungen sind in einer<br />

multikulturellen Gesellschaft eine wichtige Basis für ein friedliches und respektvolles<br />

Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen,<br />

Ethnien und Herkunftsländern.<br />

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