13.05.2013 Aufrufe

Kinder-Migrationsreport

Kinder-Migrationsreport

Kinder-Migrationsreport

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Haushalte mit hohem Einkommen (...) Betreuungsangebote häufiger<br />

wahr“ als jene im untersten Einkommensquartil (ebd., S. 154). Auf dieser<br />

Grundlage wird in der Interpretation der SOEP-Daten ein Bezug zu den<br />

Kosten für die <strong>Kinder</strong>betreuung hergestellt und geschlossen, dass diese<br />

„durchaus ins Gewicht (fallen), allerdings nur schwach“ (ebd.).<br />

Inwieweit anfallende →Kostenbeiträge auf die Inanspruchnahme von <strong>Kinder</strong>tagesbetreuung<br />

tatsächlich Einfluss nehmen, wurde bislang jedoch nicht<br />

empirisch untersucht. Dazu dürfte auch beitragen, dass die Gebührensatzungen<br />

nicht bundeseinheitlich geregelt sind. 115<br />

Eindeutige Zusammenhänge<br />

zwischen Beitragsfreiheit und →Betreuungsquoten lassen sich zumindest<br />

auf den ersten Blick nicht feststellen. So sind beispielsweise in Rheinland-<br />

Pfalz, wo seit 2009 alle drei <strong>Kinder</strong>gartenjahre kostenfrei sind, die Betreuungsquoten<br />

von <strong>Kinder</strong>n mit und ohne Migrationshintergrund vergleichsweise<br />

hoch, aber auch in Baden-Württemberg liegen hohe Betreuungsquoten<br />

vor, obwohl hier keine Gebührenbefreiung besteht (vgl. Tabelle A-3.2).<br />

Zudem ist zu berücksichtigen, dass ökonomisch schlecht gestellten Familien<br />

meist ein Gebührenerlass gewährt wird. Der Anteil von SGB II-Bedarfsgemeinschaften<br />

mit Migrationshintergrund, die sich nicht an Betreuungskosten<br />

beteiligen, liegt höher als bei jenen ohne Migrationshintergrund (ein<br />

Viertel zu einem Fünftel). Finanzielle Überlegungen dürften hier bei der<br />

Entscheidung für eine außerfamiliäre <strong>Kinder</strong>betreuung keine Rolle spielen.<br />

Bei einer Kostenbeteiligung von Familien mit Migrationshintergrund, die<br />

Transferleistungen nach →SGB II beziehen und deren unter 14-jährige<br />

<strong>Kinder</strong> regelmäßig außerfamiliär betreut werden, liegen die Betreuungskos-<br />

116<br />

ten (65 bis 72 € monatlich ) bei etwa einem Drittel des SGB-Regelsatzes<br />

für diese Altersgruppe (vgl. Konsortium „Wirkungen des SGB II auf Personen<br />

mit Migrationshintergrund“ 2009, Abschnitt 3.9.1). Vor diesem Hintergrund<br />

könnte der Verzicht auf eine institutionelle <strong>Kinder</strong>betreuung<br />

durch →Bedarfsgemeinschaften, die von den Gebühren nicht befreit sind,<br />

einen Anreiz bieten, Kosten einzusparen.<br />

Auch die <strong>Kinder</strong>zahl wirkt sich aus: Je mehr <strong>Kinder</strong> im Haushalt, desto<br />

geringer ist die Chance für eine institutionelle <strong>Kinder</strong>betreuung. Dieser Befund<br />

legt die Schlussfolgerung nahe, dass das Zusammenleben mit mehreren<br />

Geschwistern „die Institution <strong>Kinder</strong>garten ‚ersetzt‘“ (Fuchs/Peucker<br />

2006, S. 78). Spieß spricht in diesem Zusammenhang von einem „Substitutionseffekt“<br />

(1998, zitiert nach Büchel/Spieß 2002, S. 50).<br />

115 „Elternbeiträge fungieren bundesweit als Finanzierungsbaustein für <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen<br />

und die <strong>Kinder</strong>tagespflege, ein bundesweit einheitliches Finanzierungssystem gibt es hingegen<br />

nicht. Dies ist einmal mehr Ausdruck des föderalen Aufbaus Deutschlands“ (Institut der<br />

deutschen Wirtschaft Consult GmbH Köln 2010, S. 14). Unter den Bundesländern differieren<br />

die Elternbeiträge. Aktuelle Daten belegen beitragsfreie Jahre für sieben Bundesländer (vgl.<br />

Tabelle A-3.2). Eine wachsende Zahl von Kommunen gewährt ebenfalls Kostenfreiheit im<br />

letzten <strong>Kinder</strong>gartenjahr (vgl. ebd., S. 7f.). Daneben gibt es allerdings auch einkommensabhängige<br />

Erhöhungen bzw. Erhöhungen aufgrund bestehender kommunaler Haushaltsengpässe<br />

(vgl. ebd., S. 6f.).<br />

116 Die gesamten Betreuungskosten eines Haushalts mit Betreuungskosten wurden auf alle <strong>Kinder</strong><br />

unter 14 Jahren umgelegt, unabhängig von der Anzahl der tatsächlich betreuten <strong>Kinder</strong>.<br />

156

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!