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Kinder-Migrationsreport

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sind häufig sozial benachteiligte Wohngegenden, in denen <strong>Kinder</strong> vermehrt<br />

von Armut betroffen sind (vgl. Peucker u.a. 2009, S. 212ff.). 91<br />

Sprachbezogene<br />

Segregationstendenzen in der Tagesbetreuung können noch stärker<br />

ausgeprägt sein als in der Grundschule, da die Einzugsgebiete der Kitas<br />

kleiner als die der Schulen sind (vgl. Leu 2007; Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2012, S. 58).<br />

Becker (2010a) analysierte ethnische Unterschiede bei der „<strong>Kinder</strong>gartenwahl<br />

als frühe Bildungsentscheidung“ türkischer und deutscher Eltern<br />

92<br />

(vgl. ebd., S. 21). Danach setzen sich Eltern ohne Migrationshintergrund<br />

eher aktiv mit der Wahl einer Betreuungseinrichtung auseinander und berücksichtigen<br />

hierbei auch die ethnische Zusammensetzung der <strong>Kinder</strong>.<br />

Eltern türkischer Herkunft lassen sich hingegen von den „vorstrukturierten<br />

Möglichkeiten der Wohnumgebung“ leiten (ebd., S. 43). Dementsprechend<br />

weisen – bei ethnischer sozialräumlicher Segregation 93<br />

– von ihnen ausgewählte<br />

<strong>Kinder</strong>gärten einen höheren Migrantenanteil auf. Je besser Eltern<br />

mit Migrationshintergrund über die Qualität von Betreuungsangeboten informiert<br />

sind, desto seltener wählen sie Einrichtungen mit einem hohen Migrantenanteil.<br />

Sind sie durch Restriktionen gebunden, beispielsweise hinsichtlich<br />

der Erreichbarkeit oder der Öffnungszeiten von Betreuungseinrichtungen,<br />

und folglich in ihrem Wahlverhalten eingeschränkt, so erhöht<br />

sich die Wahrscheinlichkeit, einen sprachbezogen segregierten <strong>Kinder</strong>garten<br />

auszusuchen. Der Zusammenhang zwischen Restriktion und Wahl eines<br />

segregierten <strong>Kinder</strong>gartens ist umso stärker, je höher der Anteil der <strong>Kinder</strong><br />

im Postleitzahlgebiet ist (vgl. ebd.).<br />

Beeinflusst wird die Entscheidung für eine Betreuungseinrichtung auch<br />

durch die Orientierung am Freundeskreis. Auf der Grundlage von Empfehlungen<br />

durch Freunde und Bekannte wählen Eltern ohne Migrationshintergrund<br />

häufiger eine Einrichtung mit einem geringeren Anteil an <strong>Kinder</strong>n<br />

mit Migrationshintergrund als Deutsche, die keine entsprechenden Hinweise<br />

erhalten. Bei türkischen Eltern erweist sich vor allem die ethnische Zusammensetzung<br />

des Freundeskreises als ein wichtiges Kriterium bei Ent-<br />

94<br />

scheidungsprozessen. Wenn sie deutsche Freunde haben , so wählen sie<br />

unabhängig von der ethnischen Segregation im Wohnumfeld tendenziell<br />

einen weniger segregierten <strong>Kinder</strong>garten, sofern sie nicht an Restriktionen<br />

gebunden sind. Dem gegenüber wird das Wahlverhalten von türkischen El-<br />

91 Auf Überlappungen sozialer, demografischer und ethnischer Dimensionen der Segregation<br />

weist Strohmeier (2006) hin.<br />

92 In der Untersuchung von Becker (2010a) wurde der Anteil der Migrantenkinder im <strong>Kinder</strong>garten<br />

(vom Personal geschätzt), der Anteil ausländischer <strong>Kinder</strong> im Postleitzahl-Gebiet (Informationen<br />

vom Einwohnermeldeamt über den betreffenden Geburtenjahrgang und Nationalität<br />

des Zielkindes) und der Anteil der Ausländer in der direkten Wohnumgebung (von befragten<br />

Eltern geschätzt) herangezogen. Berechnet wurde die durchschnittliche ethnische Zusammensetzung<br />

in den <strong>Kinder</strong>gärten von deutschen und türkischen <strong>Kinder</strong>n.<br />

93 Nach einer bundesweiten Auswertung von Segregationskennziffern in rund 2.700 Kommunen<br />

ist „die sozialräumliche Segregation von Haushalten mit türkischem Migrationshinweis fast<br />

durchweg deutlich höher (...) als die sozialräumliche Segregation von Haushalten mit Migrationshinweis<br />

insgesamt“ (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 2008, S. 4).<br />

94 Der Anteil der befragten türkischen Eltern mit deutschen Freunden war eher gering.<br />

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