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Kinder-Migrationsreport

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tionshintergrund verweist auf eine zunehmende Verselbständigung bei den<br />

6- bis 12-Jährigen. Im Vergleich zu den <strong>Kinder</strong>n ohne Zuwanderungsgeschichte<br />

scheinen sie jedoch länger familiär eingebunden zu sein, denn in<br />

der mittleren Kindheit unternehmen sie seltener als diese etwas ohne die<br />

Eltern. Damit werden Forschungsergebnisse bestätigt, die einen höheren<br />

Stellenwert familialer Bindungen in Familien mit Migrationshintergrund<br />

belegen (vgl. Boos-Nünning 2011).<br />

Die außerschulische und -familiale Freizeitgestaltung sowie die Einbindung<br />

in freundschaftliche Netzwerke unterscheiden sich zwischen <strong>Kinder</strong>n<br />

mit und ohne Migrationshintergrund nur punktuell bzw. geringfügig. Die<br />

Ergebnisse zu intra- und interethnischen Freundschaften sind nicht eindeutig.<br />

Häufig bleibt unklar, inwieweit <strong>Kinder</strong> mit Migrationshintergrund die<br />

Frage nach „deutschen“ oder „aus dem gleichen Herkunftsland kommenden“<br />

aus der Perspektive beantworten, dass ihr eigenes Herkunftsland<br />

Deutschland ist und die Herkunft befreundeter <strong>Kinder</strong> unabhängig von den<br />

Zuweisungen der Wissenschaft ähnlich einordnen. Die vorliegenden Daten<br />

deuten darauf hin, dass <strong>Kinder</strong> mit familiärer Zuwanderungsgeschichte häufiger<br />

interethnische Freundeskreise und damit mehr Gelegenheit als <strong>Kinder</strong><br />

ohne Migrationshintergrund haben, interkulturelle Kompetenz zu erwerben.<br />

Weitere Forschungsbefunde zur Freizeitgestaltung ergeben, dass Mädchen<br />

und Jungen mit familialer Zuwanderungsgeschichte öfter täglich viel Zeit<br />

vor dem Fernseher verbringen und nicht altersgerechte Filme und Videos<br />

konsumieren. Außerdem haben sie tendenziell weniger Zugang zu organisierten<br />

Freizeitangeboten und damit zu nonformalen Bildungsorten als<br />

<strong>Kinder</strong> ohne Migrationshintergrund. Die vorliegenden Daten bieten jedoch<br />

nur eingeschränkte Interpretationsmöglichkeiten dieser Forschungsresultate,<br />

da sie keine Auskunft zu unterschiedlichen Modalitäten und zu kontextuellen<br />

Bedingungen von Freizeitaktivitäten geben. So kann z.B. das Surfen<br />

im Internet unterschiedlichen Zwecken dienen, u.a. kann es im Rahmen<br />

von Schulaufgaben oder wissensorientiert erfolgen, und Fernsehen kann<br />

durchaus kognitiv anregend, im Familienkreis gemeinschaftsfördernd und<br />

über den Austausch im Freundeskreis identitätsstiftend sein.<br />

Die überwiegend geringen Unterschiede in den familiären und außerinstitutionellen<br />

Lebenswelten zwischen <strong>Kinder</strong>n mit und ohne Migrationshintergrund<br />

deuten darauf hin, dass negative Auswirkungen prekärer Lebenslagen<br />

von Mädchen und Jungen mit familiärer Zuwanderungsgeschichte,<br />

ihre geringere Partizipation an frühkindlicher institutioneller Bildung,<br />

Erziehung und Betreuung sowie an lern- und entwicklungsfördernden organisierten<br />

Angeboten möglicherweise durch familiäre und soziale Schutzfaktoren<br />

verhindert oder verringert werden. Folgt man den vorliegenden<br />

Daten, so können Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund trotz<br />

belastender Lebensverhältnisse und geringerer Bildungsressourcen im Elternhaus<br />

ihren Alltag ähnlich zufriedenstellend erleben und vielfältig gestalten<br />

wie <strong>Kinder</strong> ohne Zuwanderungsgeschichte.<br />

Benachteiligende Lebenslagen und Lebenswelten von <strong>Kinder</strong>n mit Migrationshintergrund<br />

bilden die Basis von Förderinitiativen und Unterstützungsleistungen,<br />

um deren Lebenssituation zu verbessern und Entwicklungsbedingungen<br />

zu schaffen, die es ihnen erlauben, ihr Leben selbstbe-<br />

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