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Kinder-Migrationsreport

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Vorwort<br />

<strong>Kinder</strong> und Migration – das ist ein Thema, das eine Vielzahl von Emotionen<br />

auslöst. Wenn beispielsweise Erwachsene in Deutschland das Faktum<br />

zur Kenntnis nehmen, dass hierzulande mehr als jedes dritte Kind unter 14<br />

Jahren einen Migrationshintergrund hat, dann sind die spontanen Reaktionen<br />

höchst unterschiedlich. Das Spektrum der individuellen Reaktionsweisen<br />

reicht von der diffusen Angst vor dem Fremden bis hin zu einer demonstrativen<br />

Gelassenheit angesichts vielfältig gelingender Integrationsprozesse,<br />

es reicht von der anhaltenden Empörung aufgrund der geringeren<br />

Bildungschancen von Migrantenkindern bis hin zur skeptischen Gegenfrage,<br />

ob denn der Migrationsstatus tatsächlich ein zentraler Erklärungsfaktor<br />

für die Lage dieser <strong>Kinder</strong> sei.<br />

<strong>Kinder</strong> und Migration – das ist ein Thema, das heute mehr denn je einer<br />

sachlichen Fundierung bedarf. Dieser erste <strong>Kinder</strong>-<strong>Migrationsreport</strong> unternimmt<br />

diesen Versuch, indem er die gewachsene Zahl empirischer Quellen<br />

über Kindheiten mit Blick auf das Thema der Migration auswertet. Dabei<br />

entsteht ein facettenreiches Bild von der aktuellen Lage der <strong>Kinder</strong> in zugewanderten<br />

Familien in Deutschland. Ein wesentlicher Befund dieses Bildes<br />

ist, dass es „das“ Migrantenkind nicht gibt: Die sozialen Umstände, in<br />

denen <strong>Kinder</strong> mit Migrationshintergrund aufwachsen, unterscheiden sich<br />

bisweilen erheblich voneinander – genauso, wie sich die Lebensumstände<br />

der einheimischen <strong>Kinder</strong> ohne Migrationshintergrund unterscheiden. Um<br />

es anhand einiger – nicht untypischer – Beispiele auszudrücken: Ein Kind<br />

türkischer Eltern, die einen niedrigen Bildungsstatus haben und nicht erwerbstätig<br />

sind, wächst anders auf als ein Kind aus einer polnischen Familie<br />

mit akademischer Ausbildung und besserer Arbeitsmarktintegration. Genauso<br />

unterscheidet sich die Kindheit in einer bildungsfernen, von Armut<br />

betroffenen deutschen Familie zumeist erheblich von dem Aufwachsen in<br />

einem bildungsnahen, wohlhabenden deutschen Elternhaus.<br />

Den vorliegenden Bericht kann man als Versuch verstehen, solche<br />

Kindheiten in ihrer Gesamtheit und in ihrer Unterschiedlichkeit zu erfassen,<br />

ohne einen alarmistischen Zugang zu wählen, der nur scheinbar oder tatsächlich<br />

problematische Aspekte herausgreift. Ziel des Vorhabens war<br />

vielmehr, sich einen empirisch fundierten Überblick zu verschaffen, wie<br />

<strong>Kinder</strong> mit Migrationshintergrund in ihren Familien leben, inwieweit sie die<br />

Angebote der frühkindlichen Bildung nutzen, wie sie in den Schulen und<br />

außerhalb der Schulen zurecht kommen.<br />

Die Frage, ob es tatsächlich der Migrationsstatus ist, der über die Lebenschancen<br />

und die Zukunft eines Kindes entscheidet, wird auch dieser<br />

Bericht nicht letztgültig beantworten. Als gesichert kann aber gelten, dass<br />

die Bildungschancen eines Kindes primär von den Bildungs-, Berufs- und<br />

Einkommensressourcen einer Familie geprägt sind. So zeigen sich bei <strong>Kinder</strong>n<br />

mit und ohne Migrationshintergrund keine bedeutsamen Unterschiede<br />

in den Bildungswegen, wenn und solange diese <strong>Kinder</strong> in ähnlichen sozialen Lagen<br />

aufwachsen.<br />

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