13.05.2013 Aufrufe

Kinder-Migrationsreport

Kinder-Migrationsreport

Kinder-Migrationsreport

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Personen mit Migrationshintergrund, die Leistungen nach dem SGB II<br />

beziehen, sprechen zudem seltener Deutsch in der Familie und im Freundeskreis<br />

(ebd.). Dabei wirkt sich – orientiert an der Selbsteinschätzung – die<br />

Sprachbeherrschung lediglich bei Personen mit einem Migrationshinter-<br />

grund aus den ehemaligen südeuropäischen Anwerbeländern 29<br />

und aus<br />

Ländern, die aufgrund geringerer Fallzahlen mit dem Begriff „übrige Welt“<br />

zusammengefasst werden, „unter Kontrolle sozio-demografischer Merkmale<br />

einschließlich der beruflichen oder akademischen Qualifikation (unabhängig<br />

von ihrer Anerkennung in Deutschland)“ (ebd.) jedoch nur begrenzt<br />

auf die Integration in den Arbeitsmarkt aus. Auch eine traditionelle geschlechtsspezifische<br />

Rollenverteilung in der Familie, mit der einhergeht,<br />

dass die Erwerbstätigkeit von Müttern mit <strong>Kinder</strong>n im Vorschulalter problematisiert<br />

wird, beeinflusst in Familien mit Migrationshintergrund – anders<br />

als in Familien ohne Migrationshintergrund – die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Aufnahme einer Erwerbstätigkeit und eines Verlassens des Leistungsbezuges<br />

nicht. Dies wird darauf zurückgeführt, dass „Migrant/innen diesbezüglich<br />

häufiger traditionelle Werthaltungen (äußern), (…) sich aber im<br />

Durchschnitt pragmatisch entsprechend der Situation (verhalten)“ (ebd.).<br />

Zusammenhänge mit einem Anstieg des Anteils von <strong>Kinder</strong>n in Bedarfsgemeinschaften,<br />

die SGB II-Leistungen beziehen, werden im PASS mit einer<br />

gering entlohnten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung (sog.<br />

„Aufstocker“) sowie mit Langzeitarbeitslosigkeit in Haushalten von Leistungsbeziehern/-bezieherinnen<br />

hergestellt (vgl. Böhmer/Heimer 2008, S.<br />

10).<br />

f) Einflüsse auf Entwicklungsrisiken und -chancen von <strong>Kinder</strong>n mit und ohne Migrationshintergrund<br />

unter familienstruktureller Perspektive<br />

Wie dargestellt, wachsen 0- bis 14-Jährige mit Migrationshintergrund häufiger<br />

als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund in sozialen Risikolagen<br />

auf, die durch Nicht-Erwerbstätigkeit der Eltern und Armutsbetroffenheit<br />

bzw. -bedrohung charakterisiert sind. Welche Faktoren Einfluss auf riskante<br />

bzw. chancenreiche Lebenslagen der <strong>Kinder</strong> nehmen, wird im Folgenden<br />

auf der Grundlage von logistischen Regressionsanalysen 30<br />

erörtert.<br />

29 Portugal, Spanien, Italien, Griechenland, Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten.<br />

30 Logistische Regressionen sind Analyseverfahren, die – vereinfacht ausgedrückt – anhand der<br />

sog. Effektwerte etwas über die Stärke des Zusammenhangs aussagen zwischen abhängigen<br />

(zu erklärenden) Variablen, z.B. der Erwerbstätigkeit der Eltern, und unabhängigen (erklärenden)<br />

Variablen, z.B. dem Migrationshintergrund oder dem unterschiedlichen Bildungsniveau in<br />

der Familie. Üblicherweise wird die abhängige Variable in der Berechnung mit den Werten 0<br />

und 1 kodiert. Die mit 1 versehene Kategorie wird dabei allgemein als „Erfolg“ bezeichnet – im<br />

angesprochenen Beispiel die Erwerbstätigkeit der Eltern – während die mit 0 bezeichnete Kategorie<br />

als „Misserfolg“ gilt – d.h. also die Nicht-Erwerbstätigkeit von Eltern (vgl. hierzu Kohler/Kreuter<br />

2008, S. 271). Die durch die Analyse ausgewiesenen Effektstärken zwischen einer<br />

abhängigen (Erwerbstätigkeit der Eltern) und einer unabhängigen Variable (Migrationshintergrund<br />

oder Bildungsstatus der Eltern) können in sogenannte Odds Ratio umgewandelt werden.<br />

Hierbei handelt es sich um Chancenverhältnisse. Ein Odds Ratio über 1 verweist auf eine<br />

erhöhte Chance – also z.B. darauf, dass mit der Bildung auch die Chance auf Erwerbstätigkeit<br />

steigt. Ein Odds Ratio unter 1 besagt Gegenteiliges und verweist damit auf ein Risiko –<br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!