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Kinder-Migrationsreport

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2 <strong>Kinder</strong> mit Migrationshintergrund in ihren<br />

Familien (Katrin Otremba)<br />

Während der kindlichen Entwicklung kommt der Familie 11<br />

besondere Bedeutung<br />

zu. Vor allem in den ersten Lebensjahren stellt sie für das Kind die<br />

zentrale Lebenswelt dar. Erst mit zunehmendem Alter weiten <strong>Kinder</strong> ihre<br />

Lebensräume und ihre sozialen Beziehungen aus, ohne dass jedoch die Familie<br />

ihren Stellenwert als emotionales und soziales Unterstützungsnetzwerk<br />

sowie als Grundlage für den Zugang zu weiteren Lebensbereichen<br />

verliert.<br />

Familien von <strong>Kinder</strong>n mit Migrationshintergrund werden im aktuellen<br />

Diskurs vor allem in ihrer Bedeutung für die Integration der <strong>Kinder</strong> in die<br />

deutsche Gesellschaft thematisiert. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung<br />

der kindlichen und jugendlichen Bildungsbiografien. Nicht selten werden<br />

angesichts schlechter Schulabschlüsse von jungen Menschen mit Migrationshintergrund<br />

deren Familien als „Problemfamilien“, als „bildungsverhindernde<br />

Instanz“ (Hamburger/Hummrich 2007, S. 116) wahrgenommen. Indem<br />

kindliche Entwicklung in erster Linie unter einer auf schulische Leistung eingeschränkten<br />

Bildungsperspektive betrachtet wird, wird jedoch die Bedeutung<br />

von Familie für <strong>Kinder</strong> verengt. Schutz- und Fürsorgefunktionen, die<br />

physische und psychische Regeneration sowie die Befriedigung emotionalexpressiver<br />

Bedürfnisse u.ä. werden außer Acht gelassen (vgl. Bertram/<br />

Bertram 2009; Nave-Herz 2004). Die Analysen im vorliegenden Kapitel<br />

orientieren sich deshalb an einem komplexen Familienverständnis und beschränken<br />

sich nicht nur auf die bildungsbiografische Relevanz von Familie.<br />

Im Folgenden werden familiäre Strukturen und Beziehungen nicht – wie<br />

sonst üblich – aus einer familienzentrierten Forschungsperspektive betrachtet.<br />

Im Mittelpunkt der Analysen stehen vielmehr die <strong>Kinder</strong>. Dadurch<br />

können die Bedingungen des Aufwachsens und der Entwicklung von <strong>Kinder</strong>n<br />

in Familien mit Migrationshintergrund differenziert dargestellt werden.<br />

Beispielsweise offenbart die kindzentrierte Forschungsperspektive, dass<br />

<strong>Kinder</strong> mit Migrationshintergrund mit 52% häufiger in einer armutsnahen<br />

Lebenslage leben als <strong>Kinder</strong> ohne familiäre Zuwanderungsgeschichte<br />

(48%). Demgegenüber kommt die familienzentrierte Perspektive auf der<br />

gleichen Datengrundlage (Mikrozensus 2009) zu dem Schluss, dass Familien<br />

mit Migrationshintergrund mit 45% etwas seltener an der Schwelle zur Armut<br />

leben als Familien ohne familiäre Zuwanderungsgeschichte (55%)<br />

(BMFSFJ 2010, S. 37).<br />

11 Unter Familie wird im Folgenden das dauerhafte Zusammenleben von mindestens einem<br />

Elternteil und einem Kind verstanden.<br />

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