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Kinder-Migrationsreport

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aussetzungen fehlen, dass mögliche Hürden nicht antizipiert werden<br />

oder dass kein Wissen darüber besteht, mit welchen Interventionsmöglichkeiten<br />

man unter Umständen doch noch ans Ziel gelangt.<br />

• Soziales Kapitel in ethnischen Netzwerken<br />

Soziales Kapital in ethnischen Netzwerken beeinflusst die Bildungsaspirationen<br />

von Migrantinnen und Migranten in vielerlei Hinsicht. Im<br />

Netzwerk geteilte Werte und Normen bestimmen, welches Verhalten<br />

und welche Aspirationen anzustreben sind. Netzwerkmitglieder können<br />

Vorbilder sein, sie können Informationen und taktisches Wissen über<br />

das Bildungssystem weitergeben und auch konkrete Hilfe leisten, z.B.<br />

bei schulischen Problemen.<br />

• Antizipierte Diskriminierung und „blocked opportunities“<br />

Die „blocked opportunities thesis“ (vgl. Pearce 2006) ist ein Ansatz zur<br />

Erklärung der hohen Bildungsaspirationen chinesischer Migranten in<br />

den USA. Danach wollen Eltern mit chinesischem Migrationshintergrund<br />

ihren <strong>Kinder</strong>n einen Vorsprung durch Bildung verschaffen, damit<br />

diese trotz antizipierter Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt Erfolgschancen<br />

haben.<br />

• Bias im Antwortverhalten<br />

In einigen Untersuchungen wurde festgestellt, dass Migranten im Gegensatz<br />

zur Mehrheitsgesellschaft zu einem „extreme response style“<br />

tendierten; d.h. sie wählten bei der Beantwortung von Einstellungsfragen<br />

häufiger die Extremkategorien und seltener die mittleren Kategorien.<br />

Dieses Antwortverhalten könnte bei der Frage nach den Bildungsaspirationen<br />

dazu führen, dass von Migranten häufiger hohe Aspirationen<br />

genannt werden als von der nicht zugewanderten Bevölkerung.<br />

Die Frage nach den Gründen für die hohen Bildungsaspirationen von Eltern<br />

mit Migrationshintergrund hat neuerlich auch Eingang in die deutsche<br />

Forschung gefunden (vgl. Gresch u.a. 2012; Relikowski u.a. 2012). Anhand<br />

von Daten der BiKS-Studie – einem Panel zur schulischen Entwicklung von<br />

bayerischen und hessischen Schülern und Schülerinnen – wurden die Immigrant-Optimism-<br />

und die Informationsdefizit-Hypothese überprüft (vgl.<br />

Relikowski u.a. 2012). 144<br />

Analysen der quantitativ angelegten Elternbefra-<br />

gung bestätigen, „dass schlechtere Bildungschancen im Herkunftsland mit<br />

einer erhöhten Erwartung an die Umsetzungsmöglichkeiten von Bildungszielen<br />

in Deutschland einhergehen“ (ebd., S. 132). Vor allem Eltern mit<br />

türkischem Migrationshintergrund, die ein niedriges Bildungsniveau aufweisen<br />

und überwiegend der Arbeiterklasse angehören, weisen hohe Bildungsaspirationen<br />

auf. Interpretiert wird dies als besonderer Aufstiegswille, der<br />

dadurch motiviert ist, unter den als günstiger wahrgenommenen Rahmenbedingungen<br />

des Aufnahmelandes eigene „verpasste Bildungs- und Arbeitsmarktchancen“<br />

(ebd.) über die <strong>Kinder</strong> nachzuholen. Hinweise auf die<br />

144 Die Daten entstammen überwiegend der 2. Erhebungswelle und beziehen sich auf Eltern von<br />

Schülern und Schülerinnen der 4. Jahrgangsstufe. Mindestens ein Elternteil ist im Ausland<br />

geboren, d.h. die Ergebnisse beziehen sich überwiegend auf Eltern der 1. Migrantengeneration.<br />

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