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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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sterile Negativität zu vermeiden) als auch auf Verlust von kritischer Kompetenz<br />

(um affirmative Etablierung zu verhindern). Mit anderen Worten:<br />

als praxeologisch verfahrende Theologin oder Theologe achtet man auf<br />

kontextuelle Relevanz von <strong>Theologie</strong> als <strong>Theologie</strong>.<br />

Wenn es bei kontextueller <strong>Theologie</strong> darum geht, <strong>Theologie</strong>n hervorzubringen,<br />

die relevant sind für Kirche und Gesellschaft und zugleich auf<br />

ihre <strong>Praxis</strong>einbindung hin transparent, und wenn man auch andere <strong>Theologie</strong>n<br />

von deren eigenem <strong>Praxis</strong>bezug her verstehen will, dann kommt es<br />

darauf an, Kontext und <strong>Theologie</strong> präzise, eng und zugleich unterscheidbar<br />

aufeinander zu beziehen. Gerade hier aber – in der „Bestimmung der<br />

Relation zwischen gedachter Ordnung und dem Denken vorgegebener<br />

sozialer und natürlicher Realität“ (Kippenberg: Wege 63) – haben nach dem<br />

Urteil von Hans Kippenberg die großen theoretischen Ansätze, die die<br />

Frage nach der symbolischen Repräsentation der gesellschaftlichen Bedingungen<br />

aufnehmen (Lévi-Strauss, Berger/Luckmann, Clifford Geertz, und<br />

meines Erachtens auch Cassirer sowie der größte Teil der Semiotik), ihre<br />

schwache Stelle. Nicht so hingegen der „generative Strukturalismus“<br />

(Cancik/Mohr: Religionsästhetik 124) Pierre Bourdieus, der wie auch Lévi-<br />

Strauss und Geertz aus der empirischen Ethnologie kommt und in der<br />

Auseinandersetzung mit dem strukturalistischen Objektivismus und dem<br />

phänomenologischen Subjektivismus entwickelt wurde. 75 Dieser liefert mit<br />

seiner „Soziologie der symbolischen Formen“ einen sehr leistungsfähigen<br />

theoretischen Rahmen. Allerdings ist es nötig, diese Theorie im Blick auf<br />

die Analyse praktischer Logiken weiter auszubauen und methodisch zu<br />

operationalisieren. Eine solche Operationalisierung ist insbesondere dann<br />

wichtig, wenn man ein Beschreibungsvokabular für fremde <strong>Theologie</strong> im<br />

Kontext sowie – in letzter Instanz – auch ein Vokabular für die Konstruktion<br />

kontextueller <strong>Theologie</strong> anstrebt. 76 In beiden Fällen kommt es<br />

darauf an, etwas darüber zu wissen, wie Kontexte und <strong>Theologie</strong>n miteinander<br />

verwoben sind, so dass theologischer bzw. religiöser Sinn entstehen<br />

kann – im Grunde eine hermeneutische Frage.<br />

75 Vgl. vor allem Bourdieu: Sinn 47 ff.; Bourdieu: Entwurf 146 ff.; Bourdieu: Strukturalismus<br />

10 ff.<br />

76 Diese Operationalisierung unternehme ich im Detail allerdings nicht im vorliegenden<br />

Buch, sondern in der empirischen Analyse von enthusiastischem Christentum in Mittelamerika.<br />

Vgl. im Ansatz Schäfer: Método, und Schäfer: Theorie.<br />

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