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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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dere im Blick auf den Transzendenzverweis von Religion und das Bekennen<br />

des Glaubens.<br />

1. Kontextualität und Metaphorik<br />

Es ist eine wichtige Voraussetzung für einen praxeologischen Umgang mit<br />

Religion, sich über die religiöse Sprache im Rahmen gesellschaftlicher<br />

<strong>Praxis</strong> klarzuwerden. Man kann sich von der Voraussetzung der platonischen<br />

Abbildtheorie lösen, (Rorty: Spiegel) ohne dabei – in theologischer<br />

Perspektive – das Bekenntnis der Existenz Gottes aufzugeben.<br />

Man sollte nur die religiöse und theologische Sprache nicht als Bezeichnungsvokabular,<br />

sondern als metaphorische Sprache auffassen und die<br />

gesellschaftliche und kulturelle Relativität sowie Kontextabhängigkeit der<br />

religiösen Habitus und der entsprechenden Sprachspiele anerkennen. 56<br />

Gerade Hick‘s Hinweis auf die calvinistische Lehre von der doppelten<br />

Prädestination verweist darauf, dass es die gesellschaftlichen Bedingungen<br />

der Hervorbringung und des Gebrauchs von theologischen Lehren (und<br />

nicht ihre realistisch oder nominalistisch aufgefasste Bezeichnungsintention)<br />

sind, die den Sinn der Lehren hervorbringen. Man braucht nur das, wie<br />

Weber (Wirtschaft 348) sagt, caput mortuum der Lehre von der doppelten<br />

Prädestination in der calvinistischen Berufsethik 57 aufzufassen als das<br />

Legitimationskonstrukt einer reichen Elite gegenüber einer armen Minderheit.<br />

Schon hat man das Zeitliche und das Ewige in einen religionswissenschaftlich<br />

wesentlichen aussagekräftigeren und theologisch bedeutsameren<br />

Interpretationszusammenhang gestellt. Oder ein anderes Beispiel:<br />

Erst durch das Sichtbarmachen des gesellschaftlichen Hintergrundes der<br />

pfingstkirchlichen Apokalyptik kann man sehen, dass das Insistieren der<br />

Marginalisierten auf dem ewigen Höllenfeuer als Strafe für eine andere<br />

Gruppe von Menschen nichts anderes ist als der symbolisch transformierte<br />

Ausdruck der Hoffnung auf die Gerechtigkeit Gottes. Beide religiösen<br />

Praxen kommen auf diese Weise zunächst einmal als – im weitesten Sinne<br />

56 Vgl. die Bindung der Sprachspiele an den Gebrauch, (Wittgenstein: Untersuchungen § 23)<br />

wobei die vorgängigen Bedingungen des Gebrauchs der religiösen Sprache über die<br />

Untersuchung von religiöser Sprache als Element der religiösen Habitus genauer untersucht<br />

werden können.<br />

57 ...die Auffassung vom kapitalistischen Gewinn als Erkenntnisgrund des Segens Gottes<br />

und damit der Prädestination zum Heil; Weber: Heilsmethodik 344 ff.<br />

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