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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Semiotik) niedergeschlagen. Dementsprechend wird Wandel in der<br />

Semiotik als Transformation von Zeichensystemen aufgefasst. Das ist<br />

zu kurz gegriffen. Praxeologie begreift Zeichen als <strong>Praxis</strong>formen und<br />

Praktiken als Zeichen. Im „Gebrauch“ (Wittgenstein) unter den Bedingungen<br />

der <strong>Praxis</strong>felder, der Verteilung von Macht, dem Einfluss<br />

von Interessen und Strategien der Akteure ereignet sich die Vermittlung.<br />

Dies verweist kontextbewusste <strong>Theologie</strong> auf die Funktion der<br />

praktischen Logik.<br />

• Im Blick auf die Machtfrage stehen sich funktionalistische Einebnung<br />

der Machtproblematik und die theoretische Überhöhung eines ökonomistisch<br />

konzipierten Klassengegensatzes gegenüber. Während Systemtheorie<br />

die Herrschaftsverhältnisse in der funktionalen Differenzierung<br />

auflöst und aus dem Blick verliert, reduziert spätmarxistischökonomistische<br />

Orthodoxie die außerordentlich vielfältigen und verschiedenartigen<br />

Machtverhältnisse auf einen strukturellen ökonomischen<br />

Grundwiderspruch und verliert damit die sozialen Akteure<br />

aus dem Blick. Praxeologie bindet dagegen die Machtproblematik in<br />

die analytische Arbeit ein, und zwar als Frage nach Relationen zwischen<br />

beliebigen Akteuren, deren Stellung im gesellschaftlichen Raum,<br />

deren Verfügung über sehr unterschiedliche Arten von Kapital, deren<br />

Interessen und Strategien. Damit werden auch die Herrschaftsbeziehungen<br />

politischer, religiöser, kultureller, geschlechtsspezifischer,<br />

sozialer, lebensstilbezogener etc. Art berücksichtigt – weit über die<br />

bloß ökonomischen Beziehungen hinaus. Noch weitergehend kommen<br />

die Mechanismen symbolischer Herrschaft in den Blick, die auf<br />

den Tauschbeziehungen gesellschaftlicher Anerkennung beruhen.<br />

Entscheidend für kontextbewusste <strong>Theologie</strong> ist, dass man nun Zeichen<br />

verstehen kann ausgehend von den in den Habitus abgelagerten kognitiven<br />

Dispositionen, welche wiederum praktischen Logiken entsprechen. Bei der<br />

Beschreibung von <strong>Theologie</strong>n werden die Theologen und Theologinnen<br />

die kognitiven Dispositionen der jeweiligen Akteure als Ausgangspunkt für<br />

die Analyse einer <strong>Theologie</strong> im Kontext verwenden können. Bei der Produktion<br />

von <strong>Theologie</strong> vermag die Kenntnis der wichtigsten Dispositionen<br />

der praktischen Logik der betroffenen Akteure dazu verhelfen, relevante<br />

<strong>Theologie</strong> zu formulieren. Der konkrete Blick auf die eigenen Dispositionen<br />

ermöglicht den <strong>Theologie</strong>-Treibenden schließlich die wünschenswerte<br />

hermeneutische Distanz zur eigenen Position.<br />

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