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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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innen und Lesern wahrscheinlich den Einstieg in das praxeologische<br />

Denken und erhöht dessen Anschlussfähigkeit.<br />

In ricoeurschem Vokabular gesprochen, kommt es für kontextbewusste<br />

<strong>Theologie</strong> darauf an, das Verhältnis von Sinn und Kraft besser zu<br />

verstehen. Praxeologisch präzisiert: die Hervorbringung religiösen und<br />

sonstigen Sinnes unter den Bedingungen der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse<br />

und Kraftwirkungen.<br />

<strong>Theologie</strong> produziert und untersucht Zeichen in Kontexten. Bisher<br />

haben wir die Frage des Kontexts betont. Jetzt möchte ich den Zusammenhang<br />

von Kontext und Zeichen aus der Perspektive der Zeichen<br />

betrachten. Dabei gilt es, den Gegensatz von Subjektivismus und Objektivismus<br />

zu überwinden, ohne aber die Perspektive auf Zeichenstrukturen<br />

und ihren Gebrauch zu verlieren. Paul Ricoeur hat einen Vorschlag vorgelegt,<br />

der sich zum Anschluss der später folgenden praxeologischen<br />

Überlegungen an allgemeineres theologisch-hermeneutisches Vokabular<br />

eignet. 86<br />

Exkurs: Zu Rede und Psyche bei Paul Ricoeur<br />

Die Rede (langage) 87 ist – Ricoeur folgend – die sprachliche Form, in der Struktur<br />

und Vollzug präsent sind. 88 In ihr fließen zwei Formen der Sinn- und Bedeutungskonstitution<br />

zusammen: die des semiotischen (oder linguistischen) Systems und<br />

die des Gebrauchs der Zeichen im Verweis auf das Wirkliche. Folglich kann eine<br />

Analyse der Rede nur dann hinreichen, wenn sie zunächst den Weg „über die<br />

86 Bestimmte Strömungen der Symboltheorie bieten für Theologen auf diese Weise einen<br />

„weichen Einstieg“ in die Praxeologie. Besonders geeignet scheinen mir die Arbeiten Paul<br />

Ricoeurs über Symbol- und Metapherntheorie, vor allem im Zusammenhang mit der<br />

Subjektkonstitution. Ich stütze mich bei meinen eigenen Überlegungen vor allem auf<br />

Ricoeur: Interpretation, und Ricoeur: Hermeneutik. In der <strong>Theologie</strong> und Religionspädagogik<br />

wird dieser Ansatz besonders in der von Peter Biehl vertretenen Richtung der Symboldidaktik<br />

verfolgt; vgl. Biehl: Symbole, Biehl: Metapher und Biehl: Ricoeur. Wichtig ist freilich,<br />

den intentionalen und an der Subjektivität orientierten Sinnbegriff zugunsten des praxeologischen<br />

zu überwinden. Wenig nützlich für einen Anschluss zur Praxeologie scheinen mir<br />

hingegen die Symboltheorien Jungscher Prägung (vgl. etwa Halbfas: Symboldidaktik); von<br />

den substantialistischen gar nicht zu reden: die „mystische Teilhabe“ bei Buess: Symbol 541,<br />

oder das „Realsymbol“ bei Lurker: Terminologie 100 ff.<br />

87 „Rede“ im Unterschied zu Sprechen (parole) und Sprachsystem (langue) gemäß saussureschem<br />

Sprachgebrauch. Vgl. auch Ricoeur: Wort 110 ff. zum Konzept der Rede.<br />

88 Ricoeur: Subjekt 155 ff.; alle weiteren Seitenangaben dieses Exkurses in Klammern<br />

beziehen sich auf diesen Text.<br />

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