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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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anderen Sinn erhält und doch in den Grenzen einer ‚Bedeutungsfamilie‘<br />

bleibt, werden die Grundstrukturen in den Bedeutungen realisiert, die je<br />

nach Feld sehr verschieden sind, obwohl sie stets irgendein Merkmal mit<br />

mindestens einem anderen Element einer anderen Reihe und alle miteinander<br />

eine Art ‚Familienzug‘ gemein haben, der intuitiv sofort spürbar ist.“<br />

(Bourdieu: Sinn 452)<br />

Auch im Blick auf die Arbeit der praktischen Logik in homologen<br />

Schemata auf verschiedenen <strong>Praxis</strong>feldern sollte man beachten, dass die<br />

metaphorische Arbeit der Sprache unter dem Druck des praktischen<br />

Gebrauchs stattfindet. Metapher, Symbol und Konnotation sind praktische<br />

Operatoren zur Vermittlung zwischen verschiedenen Bedeutungsebenen<br />

der Sprache und Feldern der <strong>Praxis</strong>. Aber ihr spezifischer Nutzen für die<br />

praktische Logik besteht nicht in einer platten, manipulativen Instrumentalität.<br />

129 Vielmehr liegt der Nutzen der metaphorischen Funktion gerade<br />

darin, dass die metaphorische Arbeit der Sprache neuen Sinn zu erschließen<br />

hilft, neue Handlungsweisen ermöglicht und so u.a. auch „existenzintensivierend“<br />

130 wirkt.<br />

Zudem ist die metaphorische Arbeit der Vermittlung zwischen <strong>Praxis</strong>feldern<br />

keineswegs kontemplativ oder „akademisch“. Sie steht – genauso<br />

wie die Kombination der Zeichen und praktischen Dispositionen im Blick<br />

auf ein einziges Feld – unter dem Druck praktischer Bedürfnisse und kann<br />

deshalb meist ebenso wenig Rücksichten auf systematische Feinheiten und<br />

logische Geschlossenheit nehmen. „Die praktische Logik hat nichts von<br />

einem logischen Kalkül als Selbstzweck an sich. Sie funktioniert in der<br />

Dringlichkeit und in Antwort auf Fragen von Leben und Tod. Das bedeutet,<br />

daß sie das Bemühen um logische Geschlossenheit unablässig dem<br />

Streben nach Effizienz opfert, wobei sie den größtmöglichen Nutzen aus<br />

Doppeldeutigkeiten und Zwieschlächtigkeiten zieht, die von Unbestimmtheit<br />

der Praktiken und Symbole gestattet werden.“ (Bourdieu: Sinn 454)<br />

129 In diesem Sinne bräuchte es nicht zu der Disjunktive zwischen Gebrauch und<br />

Metaphorik kommen, wie Jüngel: Wahrheit 138, Anm. 86, sie mit Bezug auf Apel versus<br />

Wittgenstein darstellt.<br />

130 Jüngel: Wahrheit 139. Von einem „Seinsgewinn“ sprechen, so wie Jüngel das in<br />

seinem vorzüglichen Aufsatz im Anschluss an Heidegger tut, möchte ich jedoch nicht.<br />

Allerdings hielte ich es für interessant, die Anschlussfähigkeit zwischen Jüngels Überlegungen<br />

und praxeologischer Denkweise genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn auch in<br />

praxeologischer Sicht ist die Metapher ja nicht „uneigentliche“ Rede, sondern eine höchst<br />

wirksame und neue Wirklichkeit erzeugende Sprachform.<br />

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