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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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knüpfungspunkte liegen, mit denen die Kulturen Glauben ermöglichten<br />

oder einen leichteren Zugang zu ihm böten. Dies ist vielmehr ein typisches<br />

Anliegen missionsorientierter, apologetischer Kulturkunde. In kontextbewusster<br />

<strong>Theologie</strong> geht man davon aus, dass Glaube strikt auf Gottes<br />

Handeln zurückgeht und nicht auf lebensgeschichtliche Plausibilitäten und<br />

Vernunftentscheidungen. Dementsprechend kann man über die Entstehung<br />

von Glauben theologisch nur ex post reflektieren. Apologetische<br />

Anthropologien mit dem Ziel der Schaffung von Anknüpfungspunkten<br />

zur spezifisch kulturellen oder auch allgemein menschlichen Plausibilisierung<br />

des Glaubens sind nicht das Geschäft praxeologisch verstandener<br />

kontexteuller <strong>Theologie</strong>. Gleichwohl betrachte ich den von Gott geschaffenen<br />

Glauben als historisch. Er kann nur im Leben als Lebensform erfahren<br />

werden. Der implizite Gegensatz von „innerweltlich versus außerweltlich“<br />

in manchen theologischen Äußerungen 175 scheint mir irrelevant.<br />

Betrachtet man Glauben und Handeln Gottes vom Glauben her bzw. aus<br />

dem Glauben – und dies ist genau die Position, aus der dialektische <strong>Theologie</strong><br />

betrieben wird –, kann man gerade nicht zwei getrennte Wirklichkeitsbereiche<br />

konstruieren, wie es die Metaphysik tut. Gott, Welt und Glaube<br />

sind für den Glauben ein Wirklichkeitsbereich. Dies natürlich sub specie Dei<br />

gesprochen und ohne den Anspruch, diese eine Wirklichkeit begrifflich<br />

erfassen zu wollen. Für den Glauben ist Gott souverän und transzendent<br />

– auch wenn er dem Wirklichkeitsbereich des Glaubens angehört und als<br />

Handelnder in der Welt gegenwärtig ist. Das ist kein Paradox: Wer sagt<br />

denn, dass Vernunft und Wirklichkeit identisch seien? Oder dass Vernunft<br />

die Wirklichkeit Gottes bezeichnen könne? Oder dass es ontologisch<br />

gesprochen Kontinuität geben könne zwischen Mensch und Gott? –<br />

Allenfalls <strong>Theologie</strong> unter dem Einfluss von Metaphysik und Signifikationshermeneutik.<br />

Der Abschied von dieser Art <strong>Theologie</strong> bedeutet für <strong>Theologie</strong> vom<br />

Glauben her auch, dass sie selbstverständlich nicht annimmt, aus den Theologen<br />

und Theologinnen rede der Gegenstand des Glaubens, Gott selbst.<br />

Wenn man aus dem Glauben und vom Glauben her theologisch redet,<br />

sollte man sich dessen genau bewusst sein, dass man vom Glauben her<br />

redet. Man macht natürlich Existenzaussagen, aber „auf Hoffnung und in<br />

Liebe“ und nicht aus positivem, wissenschaftlich verifizierbarem Wissen<br />

heraus. (1. Kor. 13, 9-13) Diese Existenzaussagen sind für die Lebens-<br />

175 Vgl. etwa Bultmann: Bewegung 5.<br />

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