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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Begründung des eigenen Standpunktes in der „Theonomie“ ordnet Gott dem<br />

eigenen Standpunkt unter; er bricht mit dem Bilderverbot und ist letztlich blasphemisch.<br />

17<br />

Aus praxeologischer Sicht wird man die Unmöglichkeit voraussetzungsfreien<br />

Denkens betonen. Gewiss, es liegt im Interesse von Intellektuellen,<br />

dass die Allgemeinheit und auch die Intellektuellen selbst glauben, das<br />

Denken der Intellektuellen sei nur auf sich selbst, bzw. den Intellekt,<br />

gegründet und könne von dort aus „unvoreingenommen“ und „vorurteilsfrei“<br />

die Welt betrachten (theorein). Doch vermeintlich voraussetzungsloses<br />

Denken ist keineswegs voraussetzungslos. Das Subjekt ist<br />

weder frei noch kann es sich aus seinen Bedingungen hinaus-reflektieren,<br />

um so eine objektive „Schau“ der Dinge zu erlangen. Gerade im Streben<br />

nach Absolutheit der Erkenntnis sitzt man einem stillschweigenden objektiven<br />

Interesse des Wissenschaftsfeldes auf: sich gegenüber der restlichen<br />

Gesellschaft absolut zu setzen.<br />

2. Metaphysische Garantie für Wahrheit?<br />

In der kurz skizzierten europäischen Debatte sind die Argumente der<br />

Kritik an kontextueller <strong>Theologie</strong> eher nach subjektivistischem Muster<br />

„gewoben“. Dagegen arbeitet ein kompetenter US-amerikanischer Kritiker,<br />

Max Stackhouse, 18 stark objektivistisch, und zwar in der Tradition des<br />

erkenntnistheoretischen Realismus‘. Bei näherem Hinsehen wird man<br />

17 Dass Wolfgang Maaser – wie er in einem Gespräch mit dem Autor berichtete – mit<br />

seiner sehr sachlichen und gänzlich unpolemischen Arbeit in das Schussfeld der Kritik von<br />

theologischen Fachkollegen kommt, die ihm vorwerfen, <strong>Theologie</strong> als solche und Künneth<br />

als Person zu destruieren, macht nur die Hartnäckigkeit der Denkfigur deutlich, die vom<br />

Versuch, das Absolute zu denken, auf die Absolutheit des Denkers schließt; es zeigt mit<br />

anderen Worten nur, wie nötig Maasers Arbeit ist.<br />

18 Vgl. Stackhouse: Apologia, und, kurzgefasst, Stackhouse: Contextuality. Die Tradition des<br />

erkenntnistheoretischen Realismus spielt eine erhebliche Rolle in der Entstehung des USamerikanischen<br />

Fundamentalismus im 19. Jahrhundert (vgl. Schäfer: Power). Durch seine<br />

starke Ausrichtung auf einen supranaturalistischen Ansatz rückt sich Stackhouse in die<br />

Nähe dieser Tradition. Blaser: Volksideologie, zitiert Stackhouse gelegentlich, und einige<br />

Argumente ähneln sich sehr. Stackhouse bezieht sich aber auf einen ungleich weiteren<br />

Diskussionshintergrund. Außerdem ist die programmatische Gegenüberstellung von<br />

Barmer Erklärung und kontextuellen <strong>Theologie</strong>n bei Blaser allenfalls auf den allerersten<br />

Blick konsistent. An gegebener Stelle im Exkurs werde ich mich kurz auch auf Blaser<br />

beziehen.<br />

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