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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Einleitung<br />

I. Erfahrung<br />

Je leidenschaftlicher der Gedanke<br />

gegen sein Bedingtsein sich abdichtet<br />

um des Unbedingten willen,<br />

um so bewusstloser, und damit verhängnisvoller,<br />

fällt er der Welt zu.<br />

(Theodor W. Adorno, Minima Moralia)<br />

<strong>Theologie</strong> und Kirche in fortgeschrittenen Industriegesellschaften stehen<br />

seit geraumer Zeit unter Druck. Mitgliederschwund und politischer Relevanzverlust<br />

kontrastieren mit dem gleichzeitigen Aufschwung religiöser<br />

Bewegungen und nicht-europäischer Religionen. 1 Kirchenleitungen und<br />

Fakultäten könnten angesichts dieser Lage versucht sein, die Bedrohung<br />

der Institutionen lediglich mit Strategien institutioneller Absicherung zu<br />

beantworten: konfessionalistische <strong>Theologie</strong>n und „Abschmelzen“ der<br />

Apparate bei Festschreibung institutioneller Strukturen, eventuell gepaart<br />

mit populistischen Werbeoffensiven. Es ist fraglich, ob diese Strategien<br />

dem geistlichen Kernauftrag relevanter Verkündigung entsprechen, und<br />

wahrscheinlich, dass sie Legitimationsprobleme und Relevanzverlust eher<br />

noch vergrößern dürften. 2<br />

Wissenschaftliche <strong>Theologie</strong> hat unter diesen Vorzeichen wenig Alternativen.<br />

Ein Rückzug in den Elfenbeinturm ist kaum zu empfehlen, denn<br />

diesem Gebäude droht die Abrissbirne – aufgrund von Relevanzverlust.<br />

1 Beckford: Movements 233. Für das Christentum wird „believing without belonging“ zu<br />

einem wichtigen Verhaltensmodell, so die britische Soziologin Grace Davie (Believing.).<br />

2 Der Religionssoziologe und Mitarbeiter der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft<br />

(FEST) Volkhard Krech stellt fest, dass die christlichen Großkirchen<br />

zunehmend an Legitimation verlieren, „weil in ihnen nicht (mehr) der Funktionsprimat im<br />

Vordergrund zu stehen scheint, ‚geistliche Kommunikation‘ zu üben sowie religiöse<br />

Interaktion zu ermöglichen und zu fördern, sondern Macht- und Geldfragen sowie Probleme<br />

der organisatorischen Selbsterhaltung dominieren (oder jedenfalls – zumal während<br />

finanzieller Krisen – als dominant wahrgenommen werden)“. Krech: Religionssoziologie 56.<br />

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