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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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zwischen Dominanz und Isolation. Vielmehr gilt ein prinzipielles, gesellschaftliches<br />

und religiöses extra nos in Bezug auf theologische Wahrheit:<br />

Diese kann sich durchaus auch außerhalb der Kirchenmauern und der<br />

theologischen Disziplin präsent machen. Die <strong>Theologie</strong> hat die Aufgabe,<br />

sie dort vermittels der Pneumatologie zu erschließen.<br />

Damit ist freilich nicht gesagt, dass praxeologische Pneumatologie so<br />

„christusvergessen“ ist wie traditionelle protestantische <strong>Theologie</strong> „geistvergessen“<br />

war. Sie bleibt vielmehr trinitarisch und damit auch christologisch<br />

rückgebunden. Dies gibt pneumatologischen Aussagen immer auch<br />

christologische Konnotationen und aktualisiert damit christologische<br />

Orientierungen für pneumatologische Aussagezusammenhänge. Damit<br />

können sogar Spitzengehalte dialektischer <strong>Theologie</strong> erhalten bleiben: Bei<br />

aller Offenheit der pneumatologischen Perspektive für eine möglichst<br />

unvoreingenommene Analyse von <strong>Praxis</strong> bleibt nach wie vor die (christologische)<br />

Feststellung aktuell, dass kein menschliches System, also auch<br />

nicht die Ökonomie, einen totalen Anspruch auf das menschliche Leben<br />

haben darf – eine Feststellung, die sich, in umgekehrter Richtung, wieder<br />

gut mit einer pneumatologischen Reflexion über Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit<br />

verbinden lässt.<br />

Entscheidend bei der trinitarischen Relativierung der Christologie ist<br />

der Gewinn an interpretativer Kompetenz. Trinitarische Argumentation<br />

gebietet nicht nur mindestens drei verschiedene Blickwinkel auf ein und<br />

dasselbe Problem. Sie relativiert auch jeden Blickwinkel gegenüber dem<br />

jeweils anderen: Fern davon, verschiedene dogmatische loci in einem Dreierschema<br />

zu organisieren, werden etwa christologische Aussagen dadurch<br />

orientiert und begrenzt, dass sie auch als Aussagen über Gott Vater und<br />

den Heiligen Geist verstanden werden, Aussagen über den Heiligen Geist<br />

auch als solche über Christus und Gott Vater etc. – und zwar im Sinnzusammenhang<br />

ihrer gesellschaftlichen Entstehung und Wirkung. Somit<br />

kann theologische Reflexion in trinitarischer Perspektive aufgefasst werden<br />

als ein fortwährendes „Spiel des Sinnes“ (Ricoeur) mit einem offenen<br />

Vokabular, welches nicht in die spanischen Stiefel eines logischen Widerspruchsverbotes<br />

passt, sondern sich nach Art einer praktischen Logik des<br />

Glaubens auf die gesellschaftlichen Herausforderungen an Kirche und<br />

<strong>Theologie</strong> sowie die mögliche Präsenz des Geistes darin konzentriert.<br />

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