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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Schöpfungslehre, Christologie etc. Aber sie sollte nicht systematische<br />

Geschlossenheit beabsichtigen. Die halte ich für eher schädlich, denn sie<br />

verhindert tendenziell die Anknüpfung von Dialog. Dort, wo alle (erlaubten)<br />

Fragen schon beantwortet sind, hat es keinen Sinn mehr, Fragen zu<br />

stellen. 110 Dagegen scheint mir die kurze Skizze einer trinitarischen Religionstheologie<br />

von Reinhold Bernhardt (Trinitätstheologie 296 ff.) mit dem<br />

„Einstiegspunkt“ bei der Pneumatologie interessant. Dies deshalb, weil sie<br />

christliche <strong>Theologie</strong> in zentralen Aspekten zur Sprache bringt und zugleich<br />

Offenheit für die konkrete interreligiöse Begegnung bewahrt, statt<br />

auf eine „kodifizierte Festschreibung“ (Bernhardt: Trinitätstheologie 298) zu<br />

zielen. 111 Der materiale Bezug auf den Geist Gottes und dessen universales<br />

Handeln (bei gleichzeitiger christologischer Bindung) ist es dementsprechend,<br />

der in den Christen „im Blick auf interreligiöse Begegnungen eine<br />

positive Erwartungshaltung wecken“ (ibd.) soll.<br />

Der materiale Ansatz bei der Pneumatologie überschreitet in seinen<br />

Implikationen die Grenzen der Religionstheologie. Das Verblassen des<br />

„Traums von christlicher Vorherrschaft“ (Raiser) wird im theologischen<br />

Feld begleitet vom Verblassen des christozentrischen Universalismus‘. Auf<br />

welches neue Paradigma diese von Konrad Raiser diagnostizierte Entwicklung<br />

hinausläuft, ist ungewiss. Ob es pneumatologische Konturen tragen<br />

wird, kann man noch nicht sagen; ganz unwahrscheinlich ist das aber<br />

nicht. Wenn es in der Zukunft aber darum gehen soll, den Vorherrschaftstraum<br />

in die Vergangenheit zu verbannen und ein globales menschliches<br />

Zusammenleben in Würde zu fördern, scheint mir kontextorientierte<br />

pneumatologische Reflexion ein nützlicher Beitrag christlicher <strong>Theologie</strong><br />

zu sein, für eine Religionstheologie und sicher auch den interreligiösen<br />

Dialog.<br />

110 In diesem Sinne hätte ich eher Skepsis gegenüber den trinitarischen Religionstheorien,<br />

die Bernhardt: Trinitätstheologie 289 ff., vorstellt. Leider konnte ich aber die dort<br />

vorgestellten Werke in Costa Rica vor Fertigstellung dieses Buches nicht mehr selbst<br />

konsultieren.<br />

111 Bernhardt spricht deshalb auch nicht davon, dass diese Religionstheologie trinitarisch<br />

„begründet“ sei, sondern er sagt „grundiert“ (298); das scheint die leise Andeutung eines<br />

Abschieds vom alten Vokabular zu sein.<br />

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