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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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den betroffenen Menschen ein neues Verständnis ihrer selbst, der Welt<br />

und Gottes erschließt. Eine solche Wahrheitserfahrung ereignet sich in<br />

praktischen Lebenszusammenhängen, ist nur in ihnen und ausgehend von<br />

ihnen zu machen und gestaltet sie zugleich um. Sie erhöht die Fähigkeit,<br />

sinnvoll zu leben. In diesem Sinne wäre die von Jüngel hervorgehobene,<br />

das „Sein“ entdeckende und intensivierende Wirkung metaphorischer<br />

Wahrheit wirklich konkret. In Anlehnung an Jüngel 157 könnte man dann<br />

sagen: Die theologische Metapher christlicher Rede von Gott bindet die<br />

Botschaft von der Überwindung des Todes in der Auferstehung Christi so<br />

an menschliche Erfahrung, dass sie konkrete Möglichkeiten des Lebens<br />

erschließt; und dies impliziert (und setzt voraus), dass die Wirklichkeit von<br />

dieser Botschaft her schärfer (und eben nicht unklarer!) erfasst wird. Ein<br />

solcher Zugang erlaubt dann auch, die praktische Dimension christlicher<br />

Wahrheit nicht mehr von einer intellektualistischen Auffassung der adaequatio<br />

rei et intellectus her zu entwerfen, sondern vielmehr nach kontext- und<br />

gemeinschaftsadäquatem Handeln zu fragen. 158<br />

Versucht man ökumenische <strong>Theologie</strong> ausgehend von den Operationen<br />

der praktischen Logik zu beschreiben, gewinnt der ökumenische Dialog<br />

eine besondere Bedeutung. Zum einen benötigt theologische Arbeit unter<br />

diesen Bedingungen den Dialog, zum anderen fördert sie ihn. In beiden<br />

Hinsichten sollte man im Auge behalten, dass praktische Logik sowohl<br />

feld- als auch positionsspezifisch operiert. Das heißt, man kann sie untersuchen<br />

im Blick auf die für das theologische Feld spezifischen Operationsweisen<br />

(im Unterschied etwa zum ökonomischen Feld). Man kann sie aber<br />

auch betrachten in Hinsicht auf ihre Entfaltung in bestimmten theologischen<br />

Positionen, der lutherischen etwa im Unterschied zur orthodoxen<br />

oder methodistischen. Ihre Verankerung in den Dispositionen der Habitus<br />

ist in jedem Falle zentral.<br />

Eine kontextuelle Auffassung von <strong>Theologie</strong> kommt ohne den ökumenischen<br />

Dialog nicht aus, weil Theologen die Grundunterscheidungen,<br />

die ihren eigenen <strong>Theologie</strong>n zugrunde liegen, nicht selbst erkennen können.<br />

Es ist hier nützlich daran zu erinnern, dass Unterscheidungen zwangsläufig<br />

verwendet werden, um überhaupt wahrnehmen und klassifizieren zu<br />

können. Sie sind dem Erkennen implizit. Das Benennen von Unterschie-<br />

157 Jüngel: Wahrheit 156, Thesen 22 und 23.<br />

158 Hier könnte die von Rorty: Kontingenz 229 ff., entwickelte Auffassung von Solidarität<br />

und ihren Grundlagen einen weiteren Anstoß geben.<br />

188

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