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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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als ein Beschreibungsvokabular, welches Gruppen und Institutionen immer<br />

noch wie Substanzen behandelt und etwa nach deren „Wesen“ fragt.<br />

Das ökumenische Feld ist aber nicht emergent in jenem engen (luhmannschen)<br />

Sinne, dass es nur aus den Relationen konstituiert wäre, die<br />

sich in diesem Feld nach dessen spezifischer Logik ergeben. Es ist vielmehr<br />

ein Netzwerk von Netzwerken. Denn im ökumenischen Feld kommen Akteure<br />

zusammen, die von sehr verschiedenen Kontexten geprägt sind und die<br />

unter sehr unterschiedlichen praktischen Orientierungen und Begrenzungen<br />

wahrnehmen, denken und handeln. Sie bringen ihre Erfahrungen mit<br />

in die Konstitution des ökumenischen Feldes. Die Akteure sind also nicht<br />

ohne ihre spezifischen Habitus zu begreifen: den Dispositionen des Wahrnehmens,<br />

Urteilens und Handelns, die ihnen durch ihre jeweiligen Sozialisationen<br />

einverleibt worden sind. Das ökumenische Feld hat demnach<br />

zwar seine eigene praktische Logik; aber diese ist nicht völlig autonom<br />

gegenüber den vielen verschiedenen praktischen Logiken, die durch die<br />

Habitus der Akteure im ökumenischen Feld präsent gemacht werden und<br />

dieses Feld mitbestimmen – wie es etwa ganz deutlich ist in der demokratischen<br />

Organisation des ökumenischen Feldes als Resultat der Dominanz<br />

des westlich-protestantischen Habitus.<br />

Dazu kommt, dass die Habitus sehr unterschiedliche kulturelle, ökonomische,<br />

religiöse etc. Praxen repräsentieren. Es sitzen sich also Fremde<br />

gegenüber. In der aktuellen ökumenischen Diskussion wird diese Problematik<br />

gesehen, etwa wenn es darum geht, die „Werte, die in der ‚Andersheit‘<br />

der jeweils anderen liegen,“ wahrzunehmen und zu begreifen, dass<br />

„Unterschiede eine Einladung und ein Ausgangspunkt sein (können) für<br />

die gemeinsame Suche nach der Wahrheit...“. (World Council of Churches:<br />

Schatz § 30) Die Andersheit der Anderen explizit zu akzeptieren und mit<br />

der Vermutung einer „right intention of faith“ (ibd.) zu verbinden, scheint<br />

mir ein wichtiges Element ökumenischen Denkens. Damit verbietet sich<br />

die Vereinnahmung des Anderen unter das Eigene. Das Andere wird nicht<br />

dem Eigenen („wesenhaft“) als gleich angesehen, sondern vielmehr als<br />

äquivalent. Und man erkennt fremde „Werte“ im Anderen an. Beides sind<br />

wichtige Feststellungen im Blick auf die philosophischen und erkenntnistheoretischen<br />

Voraussetzungen, die impliziten Axiome, ökumenisch theologischen<br />

Denkens.<br />

Erkennt man Werte in anderen Positionen an, hat man diese schon als<br />

Positionen anerkannt und mindestens implizit deren relative Legitimität<br />

gebilligt. Damit besteht Anschlussfähigkeit für die Arbeit mit der Theorie<br />

des Habitus. Diese kann die Werte auf dem Hintergrund der Herkunfts-<br />

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