02.12.2012 Aufrufe

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Für die Hervorbringung von <strong>Theologie</strong> ist es mit dem Blick auf die religiöse<br />

Nachfrage allein nicht getan. Sie muss nämlich genau das leisten, was in<br />

bestehenden und beobachteten fremden <strong>Theologie</strong>n bereits geleistet<br />

wurde: die Aufnahme bestehender Nachfragen und deren theologische<br />

Interpretation und Umwandlung. Es geht ja, wie gesagt, in der <strong>Theologie</strong><br />

nicht darum, dasselbe „auf Religiös“ zu sagen, was in der Gesellschaft<br />

und Kultur ohnehin schon gesagt wird. Auf solche Weise könnte <strong>Theologie</strong><br />

das Evangelium nicht zur Sprache bringen und wäre überdies ziemlich<br />

langweilig. <strong>Theologie</strong> muss die religiöse Nachfrage mit der spezifischen<br />

Logik von <strong>Theologie</strong> verarbeiten; das heißt im Bezug zu Schrift und Tradition<br />

als etwas der Nachfrage Fremdem.<br />

Die Inventare traditioneller religiöser und theologischer Zeichen, mit<br />

denen die <strong>Theologie</strong> arbeiten kann, sind bereits strukturiert durch die<br />

Geschichte der <strong>Theologie</strong>. Es ist etwa die Verbindung bestimmter Schemata<br />

gebräuchlich und die anderer wird eher als ungewöhnlich oder gar<br />

unmöglich empfunden. Zugleich werden immer wieder durch neue kulturelle<br />

Erfahrungen neue Elemente in die Inventare integriert (wie zum<br />

Beispiel in der afrikanischen Ahnen- oder der indischen Boddhisatva-<br />

Christologie) und die Bandbreite der Variationsmöglichkeiten wird erweitert.<br />

Neue Entwicklungen in der Exegese wirken ähnlich.<br />

Diese strukturierten Inventare sind immer schon im Gebrauch und als<br />

praktische Logiken somit auf das engste mit verschiedenen <strong>Praxis</strong>formen<br />

(spezifisch christlichen oder auch allgemein kulturellen) verbunden. Insofern<br />

gehen die – oben ausgeführten – Operationsweisen der praktischen<br />

Logik, das Verhältnis der <strong>Praxis</strong>felder, die Kapitalformen etc. unmittelbar<br />

auch in die Entstehung der Themen kontextbewusster <strong>Theologie</strong> ein.<br />

In meiner theologischen Arbeit mit Studierenden verschiedenster<br />

lateinamerikanischer Länder, Kulturen, Kirchen und sozialen Positionen<br />

versuche ich dies mit einer einfachen Methode im Seminarraum zu berücksichtigen.<br />

Die Seminare orientieren sich weitläufig an klassischen Themen<br />

wie etwa „Pneumatologie“. Aber als erster Schritt der Erarbeitung erfolgt<br />

eine detaillierte Analysen ihrer eigenen kirchlichen und gesellschaftlichen<br />

<strong>Praxis</strong> durch die Studierenden selbst anhand von Frageleitfäden, die auf<br />

Felder von möglicher Relevanz für das theologische Thema abheben. Die<br />

genauere thematische Schwerpunktsetzung im Rahmen der vorgegebenen<br />

klassischen Thematik richtet sich dann nach den Ergebnissen dieser Untersuchungen.<br />

Auf diese Weise kann man in Auseinandersetzung mit Schrift<br />

und Traditionen eine für die Studierenden relevante Lesart des klassischen<br />

Themas ausarbeiten. Diese kann man dann wiederum vergleichen mit<br />

226

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!