02.12.2012 Aufrufe

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2. Interreligiöser Dialog<br />

Der interreligiöse Dialog ist ein Spezialfall von interkulturellem Dialog.<br />

Seit geraumer Zeit ist er ein wichtiger Gegenstand ökumenischer Arbeit. 112<br />

In der multireligiösen Gesellschaft und bei einer veränderten globalen<br />

Politiklandschaft werden interreligiöse Fragestellungen auch in Deutschland<br />

immer mehr zum Gegenstand der <strong>Theologie</strong> generell. Aus praxeologischer<br />

Perspektive lassen sich folgende Akzente setzen.<br />

Grunderfahrung eines Dialogs ist die eigne und die fremde Positionalität.<br />

Interreligiöser Dialog ereignet sich zwischen verschiedenen Weisen, Verweise<br />

auf Transzendenz zur Sprache und Handlung zu bringen. Die Teilnehmer<br />

an einem multilateralen Dialog erfahren sich und ihre eigenen<br />

religiösen Überzeugungen somit – nolens volens – als Positionen in einem<br />

Feld verschiedener möglicher Positionen.<br />

Im Dialog selbst erfahren die Teilnehmer die jeweils Anderen auf eine<br />

bestimmte Weise und bringen dazu eigenes Vorwissen, aktuelle Beobachtungen<br />

und, über die Dispositionen des Habitus, eigene implizite Axiome<br />

mit ein. Damit stellen sich die Probleme der Beobachtung und der Beschreibung.<br />

Dialog setzt bestimmte Erwartungen und Erwartungserwartungen<br />

voraus; das heißt, er ereignet sich unter fortdauernder Antizipation<br />

der Handlungen und der vermuteten Antizipationen der Anderen. Es liegt<br />

auf der Hand, dass damit ein fundiertes Wissen von der <strong>Praxis</strong> der Dialogpartner<br />

eine gute Voraussetzung für den Dialog ist. Allerdings ist es nützlich,<br />

wenn sich dieses Wissen auch auf deren <strong>Praxis</strong> bezieht und nicht nur<br />

auf objektivierte Produkte der Selbstdarstellung oder der Darstellung<br />

durch Dritte, also etwa Heilige Schriften und Sekundärliteratur. Ohnehin<br />

ist es gerade im Blick auf den Dialog wichtig, auch die affektiven und<br />

leiblichen Ebenen religiöser <strong>Praxis</strong> zu berücksichtigen. Es spricht vieles<br />

dafür, dass sie für die religiöse <strong>Praxis</strong> der Dialogpartner ebenso wichtig<br />

sind wie die kognitiven Elemente. Im Dialog werden von allen Seiten die<br />

Dispositionen der Habitus mit eingebracht, und zwar kognitive, affektive<br />

und leibliche. Sie alle sind durch praktische Logiken, Machtverhältnisse<br />

und objektive Strategien orientiert und begrenzt. Auch wenn diese Dispositionen<br />

mit dem Dialog selbst nicht unbedingt etwas zu tun haben, werden<br />

sie ihn doch entscheidend beeinflussen.<br />

112 Vgl. World Council of Churches: Guidelines, und Beratungsgruppe...: ÖRK-Leitlinien.<br />

351

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!