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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Schreiter stellt in einem Kapitel seines wegweisenden Buches Überlegungen<br />

zur Analyse von Kultur an. (Schreiter: Abschied 68 ff.) Diese enthalten<br />

wichtige Impulse für ökumenisch ausgerichtete Theologen, denen es<br />

darum geht, die christliche <strong>Praxis</strong> ihrer Partner aus deren Kontext heraus<br />

zu verstehen. Es geht also zunächst um die Beschreibung von <strong>Theologie</strong>n<br />

in ihren kulturellen Umfeldern. Allerdings braucht auch die Produktion<br />

einer kontextbewussten <strong>Theologie</strong> eine kompetente Beschreibungsmethode<br />

ihres Kontextes.<br />

Für die Leistungsfähigkeit eines solchen Beschreibungsinstrumentariums<br />

gibt Schreiter drei Kriterien vor (73 ff.). Eine Analyse muss 1) „ganzheitlich“<br />

ausfallen. Das heißt, sie soll nicht bestimmte Bereiche gesellschaftlichen<br />

Lebens auf andere reduzieren und als deren „Ausdruck“<br />

betrachten. Sie soll Religion folglich als „Lebensweise“ behandeln und sich<br />

nicht nur auf religiösen Diskurs beschränken. 2) Die Analyse soll die<br />

identitätsbildenden Kräfte herausarbeiten im Blick auf Gruppenbildung<br />

und die Entstehung einer Weltanschauung. 3) Und schließlich soll der<br />

gesellschaftliche Wandel und dessen Bedeutung für die <strong>Theologie</strong>n im<br />

Blick sein.<br />

Auf den folgenden Seiten werde ich kurz die einflussreichen Vorschläge<br />

Schreiters mit dem Ziel erörtern, den eigenen Ansatz auch hinsichtlich<br />

der Methode besser zu verorten und auf Anschlussmöglichkeiten<br />

zu prüfen. Ich werde mich dabei auf das analytische Handwerkszeug<br />

konzentrieren.<br />

Exkurs: Zu den zentralen Feldern kontextueller Analyse<br />

Wo es um Methoden von Analyse und Beschreibung geht, richtet sich Robert<br />

Schreiters Aufmerksamkeit mehr auf fremde Kulturen als auf fremde christliche<br />

Praxen. Dies hat meines Erachtens mit einer impliziten Begrenzung seiner Sichtweise<br />

zu tun. Wenn man diese kennt, kann man freilich auf Schreiters Impulse mit<br />

erheblichem Nutzen zurückgreifen. Deshalb zunächst eine kurze kritische Anmerkung.<br />

Bei der Lektüre von Schreiters Buch bin ich den Eindruck nicht losgeworden, dass<br />

der Autor das Anpassungsmodell nicht wirklich verlassen hat. Analyse der<br />

Kultur erfolgt, um den Einheimischen zu helfen, eine kontextuelle <strong>Theologie</strong> zu<br />

produzieren. Das kann sicher eine mögliche Arbeitsperspektive sein; ich selbst<br />

arbeite als theologischer Lehrer in Lateinamerika ähnlich. Das Problem bei Schreiter<br />

wird freilich dann deutlich, wenn er von außen induzierte theologische Entwick-<br />

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