02.12.2012 Aufrufe

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

chungsinteresse der Beschreibenden erst aufgrund ihrer Relationen in<br />

diesen Feldern und Räumen theoretisch konstruiert.<br />

Im Raum der ungleich verteilten Chancen erlauben es die Dispositionen<br />

des Habitus den Akteuren, sich zu bewegen und zu positionieren, ihre<br />

Chancen wahrzunehmen oder auch nicht, ihren Interessen nachzugehen<br />

oder sie hintanzustellen. Dies hängt davon ab, welche Möglichkeiten sie im<br />

jeweiligen <strong>Praxis</strong>feld haben, welche Erfahrung sie im dort gespielten Spiel<br />

schon haben und – vor allem – wie hoch ihre Einsätze in diesem Feld sind<br />

und welches die Konjunktur des Feldes ist (das heißt sein aktueller Zustand<br />

mit dessen wahrscheinlichen künftigen Entwicklungen). Es hängt<br />

also davon ab, worum es geht. Haben Akteure genügend Kapital (ökonomischer,<br />

sozialer, kultureller oder anderer Art), können sie es einsetzen.<br />

Geld, Bildung, Beziehungen usw. sind von Bedeutung für die Positionierung<br />

in einem machtförmigen Feld. Sie kommen Kapazitäten gleich. Fehlen<br />

sie bestimmten Akteuren, so sinken deren Chancen. Und wenn man in<br />

einem Feld nur noch verlieren kann, ist es wichtig, auf ein anderes umstellen<br />

zu können. Die praktische Logik muss Beweglichkeit zwischen den<br />

Feldern erlauben. Eine Weise, diese Mobilität zu erzeugen, ist es, die<br />

Felder durch praktische Metaphern zu verbinden, die Umstellungsstrategien<br />

erzeugen können.<br />

In ihrem Handeln folgen die Akteure Strategien, die keineswegs explizit<br />

(oder bewusst) sein müssen; in den meisten Fällen sind sie es nicht.<br />

Strategien speisen sich vielmehr oft aus den im Habitus tief eingegrabenen<br />

105 Wahrnehmungs- und Verhaltenschemata, die sich in bestimmten<br />

Lagen automatisch aktivieren und lange Zeiten (als „Grundeinstellungen“)<br />

überdauern können.<br />

Die kognitiven Dispositionen des Habitus kann man sich als Schemata<br />

kombinierter Zeichen vorstellen. Sie unterscheiden hoch/ niedrig, Mann/<br />

Frau, schwarz/weiß, wichtig/ gleichgültig etc. und sind zu einem weiten,<br />

offenen und in sich nicht komplett kohärenten Netzwerk verwoben,<br />

welches unzählige Kombinationen ermöglicht. Sie sind von der Logik der<br />

<strong>Praxis</strong>felder strukturiert und sie strukturieren zugleich diese Logik, indem<br />

sie neue Kombinationen von Schemata hervorbringen und damit neue<br />

Handlungen und neue Diskurse, zum Beispiel religiöse oder theologische.<br />

105 Mit dem psychologischen oder dem sozialwissenschaftlichen Vokabular, das sich am<br />

Bewusstsein orientiert, könnte man von „unbewusst“ oder „unterbewusst“ sprechen.<br />

138

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!