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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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und kollektiven) Akteure wirken und – umgekehrt – von diesen affiziert<br />

werden. Dabei hat das religiöse Feld im Allgemeinen eine größere Bedeutung<br />

für <strong>Theologie</strong> als andere Felder, etwa das der Ökonomie oder das des<br />

Sports. Der Kontext orientiert und begrenzt die Produktion von <strong>Theologie</strong><br />

und das Verstehen fremder <strong>Theologie</strong>n.<br />

Als Teil des Netzes gesellschaftlicher <strong>Praxis</strong> ist theologische Arbeit<br />

also mit anderen <strong>Praxis</strong>formen verknüpft. Diese Verknüpfung ereignet<br />

sich durch praktische Beziehungen auf vielen Ebenen. Angefangen mit<br />

dem Status des Produktionsfeldes von <strong>Theologie</strong> in der jeweiligen Gesellschaft<br />

(akademisches Feld oder nicht?), über den Gebrauch von <strong>Theologie</strong>n<br />

(Staatskirche, Freiwilligkeitskirche, „säkularisierte“ Gesellschaft?),<br />

über institutionelle oder politische Zwänge oder Chancen (politische<br />

Allianzen oder Kirchenverfolgung?), soziale Position der Kirchenglieder<br />

und der Theologen (welche soziale Klasse, welche Laufbahnperspektiven?),<br />

kulturelle Position (ethnisch definierte Kirche oder nicht, Position<br />

der Ethnie in der Gesamtgesellschaft?) bis hin zu den kognitiven, affektiven<br />

und leiblichen Dispositionen derer, die <strong>Theologie</strong> treiben – das heißt<br />

der inkorporierten Form all der vorweg genannten Faktoren.<br />

b. Kontext<br />

Sehr wichtig am praxeologischen Vokabular ist, dass es uns ermöglicht,<br />

vom inkorporierten und wahrgenommenen Kontext zu reden.<br />

Die Theorie des Habitus besagt, dass sich die in einer Kultur herrschenden<br />

Relationen über die gesamte Sozialisation den Menschen inkorporieren.<br />

Anders gesagt: das Gewebe der Dispositionen der Wahrnehmung,<br />

des Urteilens und des Handelns eines Menschen (ausgedehnt auf Körper,<br />

Affekte und Denken) wird gemäß der gesellschaftlichen Wirklichkeit<br />

gestaltet, in der ein Mensch lebt. Ein Kontext ist somit nicht nur „außen“,<br />

sondern auch „innen“; er ist einverleibt. Mit andern Worten: das Netzwerk<br />

der Dispositionen des Habitus ist dem der jeweiligen praktischen Logik<br />

homolog. Wer also <strong>Theologie</strong> treibt, tut dies auf der Grundlage einer<br />

„inneren“, inkorporierten, zugleich subjektiven wie objektiven, teils impliziten<br />

und teils expliziten Übereinstimmung mit seinem Kontext.<br />

Zugleich existiert ein Kontext für <strong>Theologie</strong> treibende Menschen nicht<br />

an sich, sondern als wahrgenommener Kontext. In der aktuellen Situation des<br />

Theologisierens orientieren und begrenzen die Dispositionen der Wahrnehmung<br />

die Möglichkeiten des Denkens. Manches sieht man eben und<br />

manches nicht. Die Wahrnehmung ist ihrerseits zunächst einmal von den<br />

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