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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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ker) zurück und suchen nach materialen Argumenten, um eine solche Entscheidung<br />

zu begründen. Damit hätte man schon eine „normative“ Begründung – nur<br />

die wäre als Resultat von Exegese ja weiterhin strittig. Stackhouse geht es um<br />

mehr Sicherheit.<br />

Er will Metaphysik. Dies wird deutlich in seinen Ausführungen zu dem auf<br />

Phänomenologie aufbauenden Ansatz von Edward Farley. Hier beklagt Stackhouse<br />

einen Mangel an Solidarität. „Nowhere does Farley speak of the demand for<br />

sacrificial love and solidarity in praxis.“ (132). Darin liegt nur auf den ersten Blick<br />

ein Widerspruch zu seinen Ausführungen über Befreiungstheologie. Solidarität<br />

oder Nicht-Solidarität ist für seine Argumentationsstrategie aber letztlich gleichgültig.<br />

Stackhouses Interesse ist ein „metaphysisch“ definierter Punkt der theologischen<br />

Sicherheit außerhalb der gesellschaftlichen Wirklichkeit; so wie er ihn in der<br />

Kritik an Lamb einklagt: „Orthopraxie“ nehme keinerlei „recourse to any religious,<br />

traditional, metaphysical, or moral standards that are beyond human selfrealization<br />

in history“ (100).<br />

Genau darauf zielt dann auch die Kritik an der dritten Strömung, mit der er<br />

sich auseinandersetzt. Robert Schreiter: <strong>Theologie</strong>s, liefere lediglich deskriptive<br />

Instrumente, „but the decisive issues always turn out to be normative“ (118).<br />

Stackhouses gesamte Auseinandersetzung mit Ansätzen kontextueller <strong>Theologie</strong><br />

läuft auf ein Ziel hinaus: die Vorstellung, es gäbe einen metaphysisch fundierten<br />

Punkt Null der Hermeneutik, an dem die materialen Wahrheiten der <strong>Theologie</strong><br />

gewissermassen mit Händen zu greifen sind.<br />

Wo kommen diese Wahrheiten her? Max Stackhouses eigener Vorschlag (139<br />

ff.) setzt ein mit einer Kritik der Einbeziehung der Gesellschaftswissenschaften in<br />

die <strong>Theologie</strong>, weil die <strong>Theologie</strong> sich auf diese Weise dazu verführen ließe,<br />

Religion als ein bloßes Epiphänomen von etwas Anderem – der Psyche, der<br />

Gesellschaft etc. – anzusehen (143 ff.).<br />

<strong>Theologie</strong> müsse demgegenüber Folgendes festhalten: „Religion is based on<br />

a fundamental presupposition that there is a metaphysical-moral realm that is real,<br />

transcendent to the empirical world, and simultaneously sufficiently present to<br />

human reflection and experience that it can be taken as the decisive point of<br />

reference for the understanding and guidance of empirical life and historical<br />

existence. Further, religion (all religions) presuppose that this metaphysical-moral<br />

reality has been sufficiently unveiled (that is, either revealed or discovered) so that<br />

humans can know something about it with enough clarity and security to take it as<br />

the foundation for belief and action without intellectual fraud and ethical duplicity.“<br />

(143)<br />

Eine Art Common sense realism (alter schottischer Tradition), rationalistische<br />

Metaphysik, metaphysischer Positivismus, soll also weiterhelfen. Stackhouse<br />

entwickelt diesen supranaturalistischen Ansatz ziemlich konsequent, wodurch man<br />

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