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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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versalität des Allmächtigen, die die Gläubigen das Wirken des Geistes<br />

überall suchen und finden lässt – eben auch in den anderen Religionen.<br />

Ulrich Schoen unterstreicht diesen weisheitlichen Gesichtspunkt in seinen<br />

Überlegungen zur <strong>Theologie</strong> der Religionen: Das „Ereignis“, um das es in<br />

den Religionen geht, „offenbart sich als allgegenwärtig. Es offenbart sich<br />

‚in den Vögeln des Himmels und in den Lilien auf dem Felde‘, in ‚offener<br />

Weite, an der nichts Heiliges ist‘.“ (Schoen: Ereignis 156)<br />

Damit ist das Verhältnis gegenüber anderen Religionen nicht durch<br />

Belehrung geprägt, sondern durch Bekennen des eigenen Glaubens sowie<br />

durch Hinhören auf das Bekennen des fremden Glaubens – beides in<br />

„Wort und Tat“, als <strong>Praxis</strong> des Glaubens.<br />

Bekennen ist die Sprachform des Glaubens, in der Menschen sich coram<br />

Deo und coram mundo zugleich zur Sprache bringen. Doxologische, identitätsbildende<br />

und abgrenzende Funktion sind im Bekennen eins. Im Verhältnis<br />

zu Gott spricht das Bekennen Lob aus. Im Weltverhältnis beschreibt<br />

das Bekennen eine konkrete Identität und gibt sie Anderen bekannt.<br />

Im Gegensatz zum abstrakten Universalismus, der eigene Meinungen<br />

für universal verbindlich hält, eröffnet das Bekennen des Glaubens<br />

den Bekennenden vermittels der verbindlichen Festlegung ihrer Identität<br />

Chancen zur Arbeit an einer wirklichen, weil praktischen Universalität.<br />

Eine christliche <strong>Theologie</strong> der Religionen sollte zunächst realisieren,<br />

dass sie unter dem eschatologischen Vorbehalt steht. Dies entspricht der<br />

doxologischen Funktion des Bekennens. Wir glauben, wir schauen nicht.<br />

Und die christliche Religion ist eine weltliche Instanz wie jede andere auch.<br />

(Link-Wieczorek: Christus 308) Positive Bekenntnisaussagen sollte man<br />

strikt doxologisch verstehen. Nicht als Aussagen über Gott, sondern als<br />

Anrede an Gott in seiner Absolutheit. Dies ermöglicht u.a. Folgendes: Man<br />

kann das Problem der Abbildtheorie für das religiöse Erkennen lösen und<br />

zugleich starke Bekenntnisaussagen ermöglichen, ohne jedoch den Aussagehorizont<br />

menschlichen Redens zu überschreiten.<br />

Nur für Anhänger der Abbildtheorie des Erkennens ist es ein Problem,<br />

dass in verschiedenen Religionen so „unterschiedliche Vorstellungen<br />

von der transzendenten Wirklichkeit anzutreffen sind“ 105 . Es sollte aber<br />

klar sein, dass man transzendente Wirklichkeit deshalb transzendent nennt,<br />

weil man sie eben für transzendent hält – und damit für nicht beschreib-<br />

105 .... wie Schmidt-Leukel: Religionstheologie 267, die Sache problematisiert, um dann aber<br />

auf unterschiedliche Erfahrungsmodi zu verweisen.<br />

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