02.12.2012 Aufrufe

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

impliziten Axiome, Dispositionen etc. scheint folglich eine Voraussetzung<br />

dafür zu sein, sich selbst und Andere in einer konkreten (und nicht nur<br />

formalen) Weise als standortgebunden und relativ zu begreifen. Das Wahrnehmen<br />

von Positionsgebundenheit bietet kommunikative Chancen gerade<br />

durch die Begrenzung der Dialogteilnehmer.<br />

Zunächst kann man im Blick auf die Beschreibung selbst Folgendes<br />

sagen. Die Beschreibung der eigenen und der fremden <strong>Praxis</strong> hat immer<br />

konkrete Grenzen in der Auffassungsfähigkeit der Beschreibenden. Sie ist<br />

nie abgeschlossen. Die Beschreibenden brauchen die Korrektur durch die<br />

Beschriebenen; das heißt bei gegenseitiger Beschreibung natürlich gegenseitige<br />

Korrektur der jeweiligen Vorstellungen vom Anderen. Dialog ist<br />

somit nicht Folge von Beschreibung, sondern Teil von Beschreibung; und<br />

Beschreibung ist Teil vom Dialog. Dabei gilt es allerdings die erschwerende<br />

Tatsache zu berücksichtigen, dass es unterschiedliche Weisen der Beschreibung<br />

des jeweils Anderen gibt. So kann etwa ein Dialogpartner eine<br />

hermeneutisch weit entwickelte Beschreibung des Anderen vornehmen<br />

und von dessen <strong>Praxis</strong>, Nachfrage nach Sinn etc. ausgehen, während ein<br />

zweiter Dialogpartner in der Beschreibung von Anderen schlicht und<br />

ergreifend seine eigenen Schemata zugrunde legt, die <strong>Praxis</strong> der Anderen<br />

entsprechend verzeichnet und sogleich zu einer Wertung voranschreitet.<br />

Solche Unterschiede sind zwar nicht erfreulich, aber es ist eben so, dass<br />

Verschiedenheit auch und vor allem in unterschiedlichen Hermeneutiken<br />

zum Tragen kommt. Diese Tatsache markiert um so stärker die Positionsabhängigkeit<br />

von Verstehen.<br />

Positionalität wird von Dialogteilnehmern als selbstverständliche<br />

Voraussetzung mitgebracht. Ein Moslem erläutert eine muslimische Position,<br />

ein Buddhist eine buddhistische, ein Christ eine christliche. Das ist<br />

zwar auf den ersten Blick trivial, birgt aber die für den Dialog wichtige<br />

Einsicht, dass es im Dialog kein „Außen“ gibt. Kein Dialogpartner kann<br />

im Dialog eine Meta-Position einnehmen, ohne den Dialog selbst zu<br />

gefährden. Dies schließt natürlich eine Dialogtheorie nicht aus; aber diese<br />

kann nicht unmittelbar Teil eines Dialogs sein – es sei denn, es ist dafür ein<br />

besonderes Procedere unter den Teilnehmern vereinbart. In einem Feld aber,<br />

in dem alle Akteure ihre Positionen vertreten, ist die reflexive Wendung<br />

auf den Dialog zu stark und zu schwach zugleich. Sie ist zu stark, weil der<br />

explizit reflexive Akteur alle anderen Akteure zum Objekt seiner Handlungen<br />

macht. Und sie ist zu schwach, weil der explizit reflexive Akteur die<br />

von ihm selbst vertretenen Inhalte prinzipiell relativiert. Ersteres weckt<br />

Opposition, Letzteres erweckt den Verdacht mangelnder Verlässlichkeit.<br />

353

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!