02.12.2012 Aufrufe

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Exkurs: Zu verschiedenen Modellen kontextueller <strong>Theologie</strong><br />

Es werden hier nicht die Modelle als solche dargestellt, sondern lediglich kurz die<br />

für uns interessanten Inhalte zur Sprache gebracht, um den praxeologischen<br />

Ansatz in der laufenden Diskussion zu verorten.<br />

Die Bedürfnisse in einer Kultur und die aus ihnen erwachsende Nachfrage nach<br />

religiöser Orientierung im weitesten Sinne, spielen beim ethnographischen bzw.<br />

anthropologischen Modell eine wichtige Rolle. 51 Die Fragen der Betroffenen<br />

stehen am Anfang des theologischen Nachdenkens; sowohl in der Beschreibung<br />

wie in der Konstruktion von <strong>Theologie</strong>. Die Nachfrage nach Sinn eröffnet den<br />

Zugang zur „Erschließung einer Kultur“ und zur „Entstehung der Themen“<br />

(Schreiter: Abschied 52 ff). Ich halte diesen Ansatz für zentral, um fremde <strong>Theologie</strong>n<br />

aus ihrem Kontext heraus zu verstehen und relevante <strong>Theologie</strong> zu produzieren.<br />

Dies keineswegs in dem Sinne, dass kontextuelle <strong>Theologie</strong> lediglich derlei<br />

Nachfrage entspricht und Interessen legitimiert. Kultureller Romantizismus ist aus<br />

praxeologischer Perspektive nicht angesagt. Dass Kulturen – vor allem nichtwestliche<br />

– im wesentlichen gut seien, 52 scheint mir ein theologisch problematisches<br />

und methodisch irrelevantes Urteil. Die Nachfrage nach Sinn ist lediglich in<br />

methodischer Hinsicht ein Ansatz, um die Anderen von deren eigenen Fragen her<br />

zu verstehen und um <strong>Theologie</strong> nicht an kirchlichen und gesellschaftlichen Handlungszusammenhängen<br />

vorbei zu formulieren. 53 In dieser Hinsicht aber spielt sie<br />

aus praxeologischer Sicht eine wichtige Rolle.<br />

Die Befreiungstheologien haben die Frage von Macht und Herrschaft in die<br />

Diskussion gebracht. Das ist wichtig. Wenn man allerdings statt der Nachfrage der<br />

Betroffenen lediglich den Einsatz für eine, vorher bereits definierte, Befreiung der<br />

Armen fordert, verspielt man den methodischen Gewinn des hermeneutischen<br />

Zirkels von „Sehen, Urteilen, Handeln“ zugunsten inhaltlicher Festlegungen. Die<br />

Befreiungstheologien waren somit, in „ihrer“ Zeit einmal kontextuelle <strong>Theologie</strong>n;<br />

sie sind es allerdings nur noch in dem Maße, als sie die Ontologisierung des<br />

Begriffs der „Armen“ und die Festlegung zugunsten politischer „Befreiung“,<br />

Avantgarde-Theorien, universalistischer Ethik usw. durch andere Elemente ersetzen.<br />

Dann sind sie allerdings vermutlich keine <strong>Theologie</strong>n der Befreiung mehr,<br />

sondern andere Genitiv-<strong>Theologie</strong>n, etwa <strong>Theologie</strong>n „des Lebens“. Es wird das<br />

jeweilig relevante Element kontextueller Nachfrage in die Benennung eingehen.<br />

Aus praxeologischer Sicht läuft die Machtproblematik methodisch auf eine offene<br />

Frage nach Herrschaftsbeziehungen im Rahmen einer relational konzipierten<br />

51 Bevans: Models 53, und Schreiter: Abschied 32 f.<br />

52 Vgl. Bevans: Models 50, zu einer verbreiteten Auffassung.<br />

53 Vgl. als Beispiel die an der „Stewardship“ orientierte <strong>Theologie</strong> von Douglas J. Hall, in<br />

Bevans: Models 72 ff.<br />

78

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!