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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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partikularistische Strategien im religiösen Feld, die auf populistische Effekte<br />

setzen. Hat man erst einmal öffentlich anerkannt, selbst die Wahrheit<br />

nicht zu besitzen, ist es für Andere nicht mehr schwierig, die Strategien der<br />

einfachen Wahrheiten und der steilen Absolutheitspostulate in Anschlag<br />

zu bringen.<br />

Auf der anderen Seite bringt ein praxeologischer Ansatz auch Chancen<br />

für die theologische Produktion. Er vermehrt nämlich die Möglichkeiten,<br />

<strong>Theologie</strong> explizit und kreativ als praktische Wissenschaft zu betreiben, die<br />

sich nicht in die spanischen Stiefel formaler Logik zwängen muss.<br />

Religion im Allgemeinen und <strong>Theologie</strong> im Besonderen arbeiten ja<br />

häufig mit einer gewissen begrifflichen Unbestimmtheit und unter Fortschreibung<br />

von Scheinproblemen. 128 Dies bringt – neben verschiedenen<br />

anderen – einen wichtigen Effekt hervor: <strong>Theologie</strong> und religiöse Lehre<br />

können auch dann noch aussagekräftig und relevant sein, wenn sie sich –<br />

unter der Lupe formal logischer Kriterien – schon längst eklatant selbst<br />

widersprochen haben. Eine größere Offenheit theologischer Produktion<br />

für die Unabgeschlossenheit praktischer Logik kommt der Tatsache entgegen,<br />

dass Gläubige in theologischen Aussagen Orientierung für ihr Leben<br />

finden wollen. Zugleich verhilft eine präzisere Beobachtung der Positionsgebundenheit<br />

theologischer Produktion und eine genauere Kenntnis der<br />

impliziten Wirksamkeit der Schemata praktischer Logik dazu, deren Drang<br />

zur allzu starken Vereinfachung zu widerstehen. Wissenschaftlich verantwortete<br />

kontextuell-theologische Produktion sollte gerade die Komplexität<br />

der Verhältnisse berücksichtigen.<br />

In dieser Hinsicht gälte es, eine größere Bandbreite von Methoden zu<br />

erarbeiten und weitere, neue Ausdrucksformen von wissenschaftlicher<br />

<strong>Theologie</strong> zu fördern. Dies vor allem in einem doppelten Interesse: die<br />

theologische Produktion besser an den Bedingungen des Kontextes zu<br />

orientieren und ihre Struktur weg von der geschlossenen Systematik hin<br />

zur ergebnisoffenen Argumentation zu entwickeln.<br />

128 Vgl. hierzu Ritschl: <strong>Theologie</strong> 107 ff., vor allem 117 ff. über die Nützlichkeit von<br />

Scheinproblemen und unbegründeten Idealen.<br />

167

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