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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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<strong>Praxis</strong>bereich, der etwa Theater, Schriftstellerei, Verlagswesen etc. einschließt.<br />

Die Besonderheit des kulturellen Feldes liegt damit nicht in „geistiger“<br />

Produktion im Gegensatz zu „materieller“ Produktion in anderen<br />

Feldern. „Geistige“ Produktion existiert auch in Politik und Wirtschaft;<br />

andererseits werden in der Kunst auch ganz materielle Dinge wie etwa<br />

Statuen aus Bronzeguss hergestellt. Die Besonderheit des kulturellen<br />

Feldes liegt vielmehr in seiner Reflexivität. In kultureller Produktion (gemäß<br />

dieser zweiten Verwendung des Begriffs) richtet sich eine Gesellschaft<br />

auf sich selbst, auf die Gesamtheit ihrer inneren Beziehungen, sowie auf<br />

ihre Relation zu anderen Gesellschaften und Kulturen (jetzt in der ersten<br />

Verwendungsweise des Kulturbegriffs). Sprechen wir also vom „kulturellen<br />

Feld“, so meinen wir die gesellschaftlichen Elemente von Reproduktion<br />

(Akteure wie etwa Theatergruppen, Arbeit wie etwa Denken, Schreiben<br />

und Malen, Produkte wie etwa Bücher, Inkorporiertes wie etwa Denkweisen,<br />

Objektivierungen wie Titel, Institutionen wie zum Beispiel das<br />

Kino, die Oper, Verlage etc.), die einer Gesellschaft dienen, um über sich<br />

selbst zu reflektieren.<br />

Keine der beiden Verwendungsweisen des Kulturbegriffs unterscheidet<br />

somit zwischen „geistig“ und „materiell“. Beide schließen Akteure,<br />

Arbeit, Institutionen usw. ein – nur eben in unterschiedlichen Hinsichten.<br />

Es kommt darauf an, den Gebrauch des Begriffs zu beachten.<br />

Damit ist die Bedeutung von Kultur für das kontextbewusste Verstehen<br />

und Hervorbringen von <strong>Theologie</strong> freilich erst thematisiert. Es ist<br />

noch nichts über die Vermittlung von Kultur bzw. Kontext mit <strong>Theologie</strong><br />

gesagt. Bevor ich darauf aber im Sinne einer praxeologisch orientierten<br />

kontextuellen <strong>Theologie</strong> eingehen kann, muss der Ansatz noch theologisch<br />

abgegrenzt und verortet werden.<br />

2. Dogmatik: Liberale <strong>Theologie</strong>, dialektische <strong>Theologie</strong> und<br />

Praxeologie<br />

Der Umgang mit dem Verhältnis von <strong>Theologie</strong> und Kultur ist speziell im<br />

deutschen Protestantismus mit einem problematischen Erbe belastet: dem<br />

Konflikt zwischen der dialektischen <strong>Theologie</strong> und protestantischen<br />

„Kultur-<strong>Theologie</strong>n“ wie denen der deutschen Christen oder des wilhelminischen<br />

Kulturprotestantismus‘ liberaler Prägung. Dieses Erbe trägt freilich<br />

auch zu wichtigen theologischen Klärungen bei. In diesem Sinne<br />

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