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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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postulieren. 113 Davon ausgehend kann dann der kognitive Prozess als<br />

Konstruktion von bedeutungsbildenden Netzwerken aufgefasst werden.<br />

Das Netz der in sprachliche Zeichen gefassten kognitiven Dispositionen<br />

der Habitus besteht demnach aus Relationen zwischen Termen. Die kleinste<br />

Einheit wird durch eine einfache Unterscheidung hergestellt: etwa<br />

„Kirche versus Welt“. Es ist eine Relation zwischen zwei Termen. Die<br />

beiden Terme kommen aber nicht isoliert vor. Jeder Term ist vielmehr<br />

mehrfach verflochten mit anderen Termen bis hin zu einem weitgreifenden<br />

Netzwerk mit vielerlei Querverbindungen und homologen Entsprechungen.<br />

114 Die Verbindung von zwei, drei oder (höchstens) vier Termen<br />

werde ich im Blick auf die praktische Logik „Schema“ nennen.<br />

Der Ansatz bei einer relationalen Zeichentheorie orientiert sich einfach<br />

daran, dass Erkennen auf Unterscheiden beruht. „Make a difference,<br />

and you have creatad a universe“, lautet ein bekanntes Diktum von George<br />

Spencer Brown. 115 Grundlegende Unterscheidungen ermöglichen allererst<br />

Erkenntnis und dann weitere Differenzierungen in weitere Unterschiede.<br />

Die Terme der unzähligen Unterscheidungen, mit denen eine praktische<br />

Logik operiert, können miteinander zu einem weitreichenden Netz von<br />

Kombinationsmöglichkeiten verknüpft werden. Diese Netze von sozial<br />

verwendeten Zeichen orientieren und begrenzen die Operationen der<br />

praktischen Logik. Dies geschieht aber nicht ohne Akteure. Zeichen können<br />

nur dann sozial gebraucht werden, wenn sie in den Habitus einer<br />

zureichend großen Menge von Akteuren als Netzwerke von logisch miteinander<br />

verbundenen Dispositionen der Wahrnehmung, des Urteilens und<br />

des Handelns präsent sind.<br />

113 Dabei handelt es sich nicht um so etwas wie die Annahme eines „Ur-Grundes“ des<br />

Erkennens. Unterscheidungen konstituieren Felder des Erkennens, die je nach Hinsicht<br />

und praktischem Interesse heute so und morgen anders sein können; wenngleich sie auch<br />

nicht rein kontingent sind, sondern von den Habitus der Akteure ebenso orientiert und<br />

begrenzt werden wie von gesellschaftlichen Institutionen und Prozessen.<br />

114 Der Ansatz bei einer relationalen Zeichentheorie ist keineswegs identisch mit einem<br />

sterilen „Binarismus“.<br />

115 An dieser Stelle gibt es eine breite Übereinstimmung unserer Annäherung mit dem<br />

Programm von Niklas Luhmann. Auf George Spencer Brown fußend ist für Luhmann die<br />

Unterscheidung die Grundoperation zur Erzeugung von Sinn. Vgl. Luhmann: Systeme 92 ff.<br />

(bes. 100 f., und auch 316 über die „Sinnform der schematisierbaren Differenz“) und vor<br />

allem Luhmann: Gesellschaft 44 ff.; für Probleme der Beobachtung, Luhmann: Sthenographie<br />

62 f.. Hier ist allerdings nicht der Ort, um Differenzen zu und Übereinstimmungen mit<br />

Luhmann zu diskutieren.<br />

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