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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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Leben kompetente religiöse Antworten finden. Der für die Akteure unmittelbar<br />

entscheidende Punkt scheint immer der zu sein, durch die religiöse<br />

Antwort im Rahmen eines hinreichend kohärenten Sinnganzen das<br />

Richtige tun und das Falsche lassen zu können.<br />

Religiöser Sinn und Handlungskompetenz gehören zusammen. Der<br />

religiöse Sinn erzeugt Handlungskompetenz. Damit ist er ein „Aktivposten“<br />

in den verschiedensten gesellschaftlichen Austauschprozessen und<br />

Auseinandersetzungen. Er ist somit ein Gut und kann zu einem Kapital<br />

werden, wenn er zur Erlangung von etwas Drittem eingesetzt wird. Voraussetzung<br />

für diese Interpretation ist, das religiöse Feld als einen Markt<br />

religiöser Güter aufzufassen. Dieser wird von Institutionen und Akteuren<br />

in unterschiedlichen Positionen gebildet, die untereinander um Positionen,<br />

Marktanteile und Güter wetteifern. In diesem Sinne wird das Geschehen<br />

nicht zuletzt von wirksamen Nachfragen bestimmt, welche sowohl auf<br />

dem religiösen Feld als auch auf anderen <strong>Praxis</strong>feldern generiert werden.<br />

Somit kann man das religiöse Feld nur dann hinreichend beschreiben,<br />

wenn man mindestens zwei Faktoren beachtet: die nicht-religiösen Kräfteverhältnisse<br />

und Prozesse in ihrer Relevanz für das religiöse Feld und die<br />

Kompetenz eines religiösen Angebots zur Interpretation und Bewältigung<br />

von Erfahrungen aller Art.<br />

Die Arbeit mit dem Begriff des religiösen Kapitals überwindet dabei die<br />

bekannte Entgegensetzung von „materiell versus geistig“ bzw. „sozial<br />

versus symbolisch“. Im Blick auf religiöse <strong>Praxis</strong> gesagt, überwindet der<br />

Kapitalbegriff die Entgegensetzung von Kraftwirkungen, die anhand von<br />

Gruppengrößen und sozialem Status messbar sind, einerseits und der<br />

reinen Kommunkationsfunktion oder der Imaginationskraft religiöser<br />

Weltbilder andererseits. Der Kapitalbegriff bindet vielmehr die Aspekte<br />

der Kraft und der Kommunikation zusammen. Die Kraft religiösen Kapitals<br />

im gesellschaftlichen Raum entsteht nicht zuletzt in Entsprechung zu<br />

verschiedenen Faktoren: dem Grad der Etabliertheit der unterschiedlichen<br />

(orthodoxen oder heterodoxen) religiösen Positionen im religiösen Feld;<br />

der gesellschaftlichen Stellung der Akteure einer bestimmten religiösen<br />

Formation; sowie der damit unmittelbar zusammenhängenden mehr oder<br />

weniger entwickelten Fähigkeit zur Umwandlung von religiösem in soziales<br />

und ökonomisches Kapital. Der Einsatz eines religiösen (Heils-) Gutes zur<br />

Erlangung von etwas verwandelt dieses Gut in ein Kapital. Sein Einsatz in<br />

nicht-religiösen gesellschaftlichen Feldern verändert zugleich die Sorte des<br />

Kapitals: zum Beispiel verwandeln sich religiöse Versprechungen durch die<br />

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