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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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fen, Entsprechungen besser zu erkennen. Man kann auch auf Synergie-<br />

Effekte zwischen den verschiedenen „Ebenen“ aufmerksam werden.<br />

William James erwähnt einen sehr wichtigen, wenn er auf die Verbindung<br />

zwischen der Vermittlung religiöser Inhalte, der Erzeugung eines affektiven<br />

Vertrauenszustandes, der Verhaltenssteuerung und der leiblichen<br />

Verfasstheit hinweist. „Wenn mit einem Glaubenszustand jedoch ein<br />

positiver intellektueller Gehalt verbunden ist, wird dieser unserem Glauben<br />

unauslöschlich eingeprägt; und dies erklärt die überall anzutreffende leidenschaftliche<br />

Loyalität religiöser Menschen gegenüber den kleinsten<br />

Details ihrer oft grundverschiedenen Glaubensbekenntnisse. Wenn wir die<br />

Bekenntnisse und den Vertrauenszustand zusammen als das Formende der<br />

‚Religionen‘ betrachten und diese als rein subjektive Phänomene behandeln,<br />

ohne Rücksicht auf die Frage nach ihrer ‚Wahrheit‘, sind wir verpflichtet,<br />

sie wegen ihres außerordentlichen Einflusses auf das Handeln<br />

und die Leidensfähigkeit zu den wichtigsten biologischen Funktionen der<br />

Menschheit zu rechnen.“ (James: Vielfalt 486) Mit diesen Formulierungen<br />

ist nicht nur ein Programm für eine integrierte Untersuchung kognitiver,<br />

affektiver und leiblicher Aspekte von Religion angestoßen. Sie machen<br />

auch deutlich, wie wichtig die Berücksichtigung der affektiven und sogar<br />

leiblichen Dispositionen von Akteuren für deren Verhältnis zu kognitiven<br />

Inhalten ist, um die es in Religionen vornehmlich geht, vor allem in den<br />

interreligiösen Dialogen. Sie verweisen darauf, wie stark die Verankerung<br />

kognitiver Inhalte von affektiven Zuständen ist, obwohl die Affekte nicht<br />

von diesen spezifischen Inhalten abhängen, sondern sich in anderen Religionen<br />

leicht auch mit anderen Inhalten verbinden können. Kurz, das<br />

Verhältnis zwischen kognitiven, affektiven und leiblichen Dispositionen<br />

und Praktiken scheint für das bessere Verstehen von Religion ein wichtiges<br />

und vielversprechendes Feld zu sein, und die Untersuchung der Homologien<br />

in diesem vielschichtigen Verhältnis mit dem Modell verschiedener<br />

homologer Netzwerke ist ein wichtiges heuristisches Hilfsmittel.<br />

Für die religionswissenschaftliche Analyse bietet der praxeologische Ansatz<br />

auch methodische Chancen. Er erlaubt es, ausgehend von zentralen Dispositionen<br />

der Habitus kognitive Netzwerke kollektiver religiöser Akteure<br />

zu rekonstruieren, welche die Variabilität und Flexibilität praktischer<br />

Logik berücksichtigen sowie kollektive (und individuelle) Identitäten zu<br />

beschreiben erlauben. (Schäfer: Theorie)<br />

Ein analytisches Netzwerk-Modell erleichtert erheblich das Verstehen<br />

fremder Religionen sowie der eigenen. Insofern es Dispositionen der<br />

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