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Praxis - Theologie - Universität Bielefeld

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zur Klärung früherer Missverständnisse und evtl. zur Eröffnung von<br />

Feldern der Kooperation.<br />

Im Blick auf die Wahrheitskriterien ist nun auch von Bedeutung, dass<br />

es Religion in hohem Maße mit Affekten, Körperzuständen und Praktiken<br />

zu tun hat. Die kognitiven Elemente mögen für den religionswissenschaftlichen<br />

und theologischen Blick zentral sein – für religiöse <strong>Praxis</strong> sind<br />

Gefühle, Leib und Handlungen ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger. In<br />

heuristischer Hinsicht ist daran von Bedeutung, dass Affekte, Leibeshaltungen<br />

und (in anderer Weise) auch Handlungen in der Regel homolog zu<br />

diskursiv formulierten kognitiven Inhalten angelegt sind. Ihre Berücksichtigung<br />

hilft also erstens, kognitive Gehalte (Lehrsysteme etc.) besser zu<br />

verstehen, und zweitens, tiefer liegende Gemeinsamkeiten leichter zu<br />

erschließen. Differenzen auf der Ebene der Worte können so „oberflächlich“<br />

erscheinen, wenn Gemeinsamkeiten auf der Ebene des Fühlens, des<br />

sich Bewegens und des gewohnheitsmäßigen Handelns erfahren werden –<br />

und umgekehrt natürlich auch: Kognitive Differenzen können vertieft<br />

werden, wenn Unterschiede in der Lebensführung sie bestätigen. Im Blick<br />

auf das Gelingen von Dialog scheint mir somit gemeinsame Erfahrung<br />

von Kooperation wichtig, welche neben der kognitiven Dimension auch<br />

leibliche, affektive und handlungsbezogene Dimensionen religiöser <strong>Praxis</strong><br />

erleben lässt. Und zugleich scheint es mir sinnvoll, die leiblichen, affektiven<br />

und handlungsbezogenen Aspekte von Religion im interreligiösen<br />

Gespräch stärker explizit zu thematisieren. Im Kontrast zur stark kognitiv<br />

ausgerichteten bisherigen <strong>Praxis</strong> könnte hierin ein interessantes „drittes<br />

Thema“ liegen – obwohl Leiber, Affekte und Handlungen gar nichts<br />

„Drittes“ sind, sondern sehr unmittelbar mit Religion zu tun haben.<br />

Auch vorwiegend kognitiv orientierte dritte Themen sind für den interreligiösen<br />

Dialog in methodischer Hinsicht wichtig. Die Fixierung auf einen<br />

bi- oder multilateralen Lehrdisput wird dadurch aufgebrochen, dass man<br />

sich um gemeinsame Herausforderungen des sozialen, politischen, kulturellen<br />

oder natürlichen Kontextes zu kümmern beginnt. In diesem Sinne<br />

kann sehr nützlich sein, im interreligiösen Dialog nicht nur voneinander zu<br />

reden, sondern über dritte Themen, die alle beteiligten Parteien angehen.<br />

Meist dürften dies Anforderungen sozialer, ökologischer, politischer oder<br />

ökonomischer Art sein. Dritte Themen sind weniger kompromittierend als<br />

die eigene Identität. Aber ihre Behandlung ist nur möglich ausgehend von<br />

der eigenen Identität. In die Auseinandersetzung mit den Anforderungen<br />

gemeinsamer <strong>Praxis</strong>felder gehen die Dispositionen der Habitus der Beteiligten<br />

mit ein. Dadurch wird es möglich, Übereinstimmungen (Homolo-<br />

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